Ökostrom
Solarpanele
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Ökostrom: Vorteile, Nachteile und ob sich ein Umstieg lohnt

Ökostromanbieter im Siegerland, Sauerland oder Märkischen Kreis versprechen saubere Energie für den Haushalt. Aber was bringt „grüner“ Strom tatsächlich fürs Klima – und was kostet er? Lesen Sie hier, worauf Sie achten müssen, wenn Sie auf Ökostrom umsteigen wollen, damit die private Energiewende gelingt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ökostrom wird oft auch Naturstrom oder Grünstrom genannt und ist kein geschützter Begriff. Das macht es Verbrauchern schwerer, echten nachhaltigen Ökostrom zu erkennen. 
  • Viele Anbieter nutzen die Bezeichnung als „Greenwashing“ und fürs Marketing, um attraktiver für Kunden zu wirken. Den Ausbau unterstützen sie dadurch allerdings nicht.
  • Echter Ökostrom wird vollständig aus erneuerbaren Energien gewonnen. Es gibt zwei empfehlenswerte Label – „ok-Power“ und „Grüner-Strom“. 

Das können Sie tun

  • Wenn Sie einen Teil zur Energiewende beitragen möchten, können Sie unter anderem Ökostrom nutzen. Dafür gibt es etliche Stromanbieter.
  • Vertrauen Sie allerdings nicht blind auf deren Marketing, sondern informieren Sie sich bei unabhängigen Quellen über die Herkunft des Stroms. 
  • Ökostrom ist nicht zwangsläufig teurer als fossiler Strom. Vergleichen Sie am besten mehrere Tarife, bevor Sie einen Vertrag abschließen.

Immer mehr Menschen in Südwestfalen wollen auf Ökostrom umsteigen und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Nach Angaben des Verbraucherportals Verivox haben im vergangenen Jahr 75 Prozent der Kunden einen Naturstromtarif gewählt. Auch in den einzelnen Bundesländern wird überwiegend „grüner“ Strom für die Energieversorgung genutzt. In Bayern, dem Saarland und Schleswig-Holstein sind es 72 Prozent der Haushalte, in Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen 73 Prozent. Berlin macht mit 65 Prozent das Schlusslicht. Die übrigen Bundesländer bewegen sich dazwischen. 

Doch trägt man mit dem Wechsel zu einem der Ökostromtarif-Anbieter wirklich etwas zur Energiewende bei? Wir klären diese Frage und erörtern, wie sinnvoll Ökostrom ist und ob sich der Wechsel lohnt.

Was ist Ökostrom?

Während konventioneller Strom aus fossilen Energien wie Kohle und Erdgas oder aus Atomkraft stammt, wird Ökostrom mit erneuerbaren Energien erzeugt. Das sind vor allem:

Der Anteil dieser erneuerbaren Energien an der gesamten Stromversorgung in Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren deutlich zugenommen. Im Jahr 2024 betrug er laut Bundesnetzagentur bereits 59 Prozent der gesamten Strommenge. Darunter ist Windkraft, gemessen an der Bruttostromerzeugung, der wichtigste erneuerbare Energieträger.

Nach Angaben des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. (BEE) versteht man unter Ökostrom elektrische Energie, die zu mindestens 50 Prozent aus erneuerbaren Energien (EE) stammt und den Rest aus KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung) bezieht.

Neben Ökostrom existieren auch Begriffe wie Grünstrom oder Naturstrom, sie werden oftmals synonym verwendet. Da keiner der drei Begriffe rechtlich geschützt ist, können sich dahinter auch verschiedene Arten von Strom oder Stromzusammensetzungen verstecken. Das ist ein Problem. Denn: 98 Prozent der Ökostromtarife sind reine „Marketing-Tarife“, so Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale in NRW im Gespräch mit der ZEIT.

Warum ist Ökostrom wichtig?

Grundsätzlich ist Ökostrom aber eine gute Sache – sofern es sich um „echten“ Ökostrom handelt. Denn Strom aus erneuerbaren Energien schont die Umwelt und verringert den Ausstoß von CO2. Dafür muss der Strom aber wirklich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden. Bei vielen Anbietern ist das nicht der Fall. 

Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie grünen Strom selbst produzieren. Beispielsweise durch Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach. Daten einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) haben ergeben: Mehr als ein Drittel der Hauseigentümer in Deutschland besitzt bereits eine Solarstromanlage. Weitere 25 Prozent planen, innerhalb der nächsten fünf Jahre eine solche Anlage zu installieren. Insgesamt setzen somit mehr als 60 Prozent der Immobilienbesitzer auf Solarstrom.

Echten Ökostrom erkennen

Echter Ökostrom entsteht, wenn Anbieter den Strom nicht an der Börse kaufen, sondern ihn nachweislich vom selben Kraftwerk beziehen. Das Problem: Für Verbraucher ist das oft nicht so einfach herauszufinden. Außerdem gibt es zahlreiche Siegel, die Strom als grün deklarieren. Für „sehr seriös“halten die Verbraucherzentrale und die Online-Plattform für Nachhaltigkeit Utopia allerdings nur 

  • das ok-Power-Label des gemeinnützigen Vereins Energie-Vision e.V. und
  • das Grüner-Strom-Label des Vereins „Grüner Strom“, dem unter anderem die Umwelt- und Naturschutzverbände BUND und NABU angehören.

„Ein Ökostromlabel ist ein unabhängiges Zertifikat, das die Qualität von Ökostromtarifen (meistens) oder Ökostromanbieter (selten) bewertet“, erklärt Utopia. „Meist geht es (bei Ökostrom) um Herkunftsnachweise, wobei aus einem deutschen Kohlekraftwerk nicht ökologischer Strom kommt, aus skandinavischer Wasserkraft aber Ökostrom; die Öko-Stromherkunft wird vom Strom getrennt und der Herkunftsnachweis für Ökostrom (HKN) gesondert verkauft – (das) färbt hier den Kohlestrom grün. Empfehlenswerte Gütesiegel gehen meist über reine Herkunftsnachweise für Ökostrom hinaus.“

In die Ökostromanbieter-Bestenliste 2025 schaffen es laut Utopia diese Anbieter:

  • EWS Schönau EWS-Ökostrom
  • Bürgerwerke
  • Polarstern Energie
  • Fair Trade Power
  • Green Planet Energy
  • Naturstrom AG
  • Prokon Strom
  • MANN Strom mit MANN Cent
  • Octupus Energy
  • ProEngeno Naturmix Premium
  • WestfalenWIND Strom WWS Plus 

Vorteile von Ökostrom: Was bringt Ökostrom?

  • Es werden weniger Ressourcen abgebaut: Durch die Erzeugung von Ökostrom mit erneuerbaren Energiequellen wie Wind-, Sonnen- und Wasserenergie werden kaum Ressourcen verschwendet. Diese Energiequellen stehen uns unendlich zur Verfügung. Bei fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdgas und Erdöl ist das nicht der Fall. Sie müssen verbrannt werden, um die Energie freizusetzen – und bis sie neu entstehen, müssen einige hundert Millionen Jahre vergehen.
  • Ökostrom trägt zur Reduzierung von Atommüll bei: Bei der Gewinnung von Energie in Atomkraftwerken entsteht radioaktiver Müll aus Uran und Plutonium. Dieser Müll wird immer mehr und bedroht stark unsere Umwelt und Gesundheit. Mit dem Bezug von Ökostrom aus erneuerbaren Energien leistet jeder Mensch einen Beitrag zur Reduzierung von Atommüll.
  • Ökostrom unterstützt die Energiewende: Durch die Nutzung von Ökostrom wird der persönliche CO2-Fußabdruck reduziert. Ökostromanbieter leisten auch einen Beitrag, indem Sie in Solaranlagen oder Windparks investieren und somit den Umbau der Energiewirtschaft vorantreiben.
  • Ökostrom ist besser für die Gesundheit: Ökostrom sorgt für eine bessere Luftqualität, da bei der Erzeugung keine Schadstoffe entstehen. Das ist gut für die Gesundheit und reduziert das Risiko von Atemwegserkrankungen und anderen Problemen.
  • Ökostrom kann sich finanziell lohnen: Der Markt für Ökostrom wächst, und die Preise können mit denen von konventionellem Strom mittlerweile gut mithalten.

Nachteile von Ökostrom: Warum nicht auf Ökostrom umsteigen?

  • Etikettenschwindel mit Ökostrom: Anders als bei Bio-Lebensmitteln ist „Öko“ beim Strom keine geschützte Bezeichnung. So kann auch ein Energieunternehmen, das selbst ausschließlich Kohlekraftwerke betreibt, von einem Windkraftproduzenten Herstellerzertifikate erwerben und damit Ökostrom verkaufen.
  • Ökostromproduktion kann der Umwelt schaden: Die Produktion von Ökostrom ist nicht immer umweltfreundlich. Ein großer Teil des Ökostromangebots kommt aus Wasserkraftwerken, die die Ökologie der Gewässer beeinträchtigen können. Beim Bau der Offshore-Windräder werden Ressourcen verbraucht und Meerestiere wie zum Beispiel Schweinswale können Hörschädigungen davontragen und die Orientierung verlieren. Auch viele Vögel verenden bei Zusammenstößen mit den Windkrafträdern. Meiden sie Flächen mit Windkraftanlagen, verkleinert sich dagegen ihr Lebensraum.
  • Wetterabhängigkeit: Die Stromproduktion aus Wind und Sonne ist wetterabhängig, was zu Schwankungen in der Stromversorgung und der Netzeinspeisung führen kann.
  • Keine Sparpreise: Im Wettbewerb mit durchschnittlichen konventionellen Tarifen kannÖkostrom preislich mithalten. Schnäppchenpreise sind bei seriösen Anbietern allerdings nicht zu erwarten.

Ökostrom und Normalstrom im Vergleich

Doch wie unterschieden sich Naturstrom und Normalstrom nun preislich? Das unabhängige Verbraucherportal Finanztip hat das mit Angaben durch die Bundesnetzagentur verglichen: 

JahrReguläre StromtarifeÖkostromtarife
202441,59 ct/kWh40,28 ct/kWh
202345,19 ct/kWh41,41 ct/kWh
202236,06 ct/kWh 37,83 ct/kWh
202132,63 ct/kWh32,54 ct/kWh
202032,05 ct/kWh 31,66 ct/kWh

Übersicht über Ökostrom und Normalstrom im Vergleich. Quelle: Finanztip & Bundesnetzagentur / Stromkosten im Schnitt für Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 2.500 bis 5.000 Kilowattstunden (kWh), inklusive Grund- und Arbeitspreis. Die angegebenen regulären Stromtarife beinhalten sowohl herkömmliche als auch Ökostromtarife.

Der Auswertung zufolge waren Ökostromtarife in vier von fünf Jahren günstiger als reguläre Stromtarife. Allerdings lässt sich anhand der Daten nicht feststellen, ob es sich dabei wirklich um nachhaltigen Naturstrom handelt oder um Greenwashing. 

Das allgemeine Preiswachstum ist unter anderem den steigenden Rohstoffpreisen und der Energiekrise geschuldet. Die CO2-Bepreisung macht konventionelle Energiequellen teurer. „Dass Ökostrom nicht deutlich billiger verkauft wird, liegt vereinfacht gesagt daran, dass die erneuerbaren Energien noch nicht den kompletten Strombedarf in Deutschland decken können“, schreibt Finanztip. Aus diesem Grund braucht es weiterhin Förderungen für die Energiewende. 

Die „Ökostrom-Lüge“: Was ist dran? 

Seit Jahren wird über Ökostrom debattiert. Dabei taucht immer wieder der Begriff „Ökostrom-Lüge“ auf. Während Befürworter Ökostrom als saubere und nachhaltige Form der Energieerzeugung sehen, bemängeln Kritiker die Kosten und Zuverlässigkeit der Energieversorgung. „Die Wahrheit liegt aktuell wohl irgendwo dazwischen, denn beide Argumente sind in gewisser Weise zutreffend. Ökostrom ist zwar kurzfristig teurer als die herkömmliche Kohleverstromung, aber die Kosten für erneuerbare Energien sinken rapide“, betont GoClimate in einem Beitrag. Solar- und Windkraft können noch nicht den gesamten Strombedarf decken, gewinnen aber zunehmend an Bedeutung im Strommix. Die nächsten Jahre werden entscheiden, ob Grünstrom sein Potenzial tatsächlich ausschöpfen kann.

Echte Ökostromanbieter erkennen

Die Suche nachechtem Naturstrom ist oft gar nicht so leicht. Viele Stromanbieter werben mit „grüner“ Energie, obwohl die entsprechenden Zertifikate nur gekauft sind.

So können Sie dennoch aussortieren: 

  • Achten Sie auf seriöse Zertifikate: „ok-Power“ und „Grüner-Strom“ sindvertrauenswürdige Label. Sie zeigen, dass der Strom wirklich aus erneuerbaren Energien stammt und umweltfreundlich ist. 
  • Überprüfen Sie das Unternehmen: Finden Sie heraus, ob der Anbieter eigene Anlage baut oder Ausbauprojekte in Deutschland oder international unterstützt. Falls ja, ist das ein gutes Zeichen. Dieser Check ist allerdings sehr zeitaufwendig. 
  • Achten Sie auf Transparenz: Sie sollten den Strommix hinterfragen und darauf achten, ob der Anbieter transparent über den Mix und die Herkunft spricht. 
  • Nutzen Sie Listen und Vergleichsportale: Checkt24 und Verivox sind bekannte Vergleichsportale. Filtern Sie bei Ihrer Suche am besten die Ökostromkriterien und lesen Sie sichBewertungen und Nachhaltigkeitsberichte von unabhängigen Plattformen durch. 

Fazit: Wann lohnt sich Ökostrom?

Ökostrom lohnt sich für alle Verbraucher, die CO2 einsparen und den Ausbau erneuerbarer Energien unterstützen wollen. Wichtig ist jedoch, wirklich echten Ökostrom zu nutzen. Der stammt zu 100 Prozent aus Wind-, Solar-, Wasser oder Biomasseanlagen und wird durch vertrauenswürdige Labels wie ok-Power oder Grüner-Strom gekennzeichnet.

Es gibt auch ganz klare Vorteile, die für Grünstrom sprechen, darunter die Klimakomponente und der gesundheitliche Aspekt. Die größten Nachteile von Ökostrom sind der Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt sowie Greenwashing. 

Preislich kann Ökostrom leicht mit herkömmlichem Strom mithalten. Immobilieneigentümer mit einer eigenen Photovoltaikanlage profitieren allerdings am meisten.

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