Zentrale Lüftungsanlage

Zentrale Lüftungsanlage
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Zentrale Lüftungsanlage: Vorteile und Kosten der zentralen Wohnraumlüftung

Moderne Häuser sind inzwischen meist so dicht gebaut, dass zu wenig Luft ausgewechselt wird. Die Folge: Die Raumluft ist oft nicht die beste. Und Altbauten haben häufig ein Feuchtigkeitsproblem. Die Lösung kann eine Lüftungsanlage sein. Für die automatische Lüftung gibt es zwei verschiedene Systeme: zentrale und dezentrale Lüftungsanlagen.

In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wann eine zentrale Lüftungsanlage für Sie in Frage kommt, welche Vorteile sie hat und welche Kosten für Sie in Südwestfalen damit verbunden sind.

Wie funktioniert eine zentrale Wohnraumlüftung?

Eine zentrale Lüftungsanlage steuert die Be- und Entlüftung eines Gebäudes oder einzelner Räume automatisch. Die Steuerung der Anlage ähnelt einem Heizkessel und wird zentral im Keller oder im Dachgeschoss verbaut. Ein Luftkanalsystem führt die Luft dann vollautomatisiert durch das ganze Haus.

Somit ist eine effektive Grundlüftung garantiert. Sie können die Leistung der Anlage zusätzlich Ihrem tatsächlichen Frischluftbedarf anpassen, das Öffnen der Fenster zum Stoßlüften ist natürlich auch noch jederzeit möglich.

Zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung führen bei niedrigen Außentemperaturen die kühle Außenluft durch Wärmerückgewinnung als warme Zuluft in die Innenräume. Die Funktion kehrt sich bei sommerlichen Außentemperaturen um: Durch den integrierten Wärmetauscher wird die warme Zuluft heruntergekühlt.

Darüber hinaus sind die Lüftungsanlagen mit Filtern ausgerüstet, die Pollen, Staub und Insekten draußen halten.

Verschiedene Arten von zentralen Lüftungsanlagen im Neubau

Zentrale Lüftungsanlagen werden meist in Neubauten eingebaut. Denn hier lässt sich das Luftkanalsystem schon während der Bauphase installieren. Man unterscheidet reine Abluftanlagen und kombinierte Zu- und Abluftsysteme.

  • Bei der Abluftanlage wird die verbrauchte Luft aus Fluren, Abstell- und Feuchträumen wie Küche und Bad/WC nach draußen abgezogen. Über spezielle Außenluftdurchlasselemente gelangt frische Außenluft in die Wohnräume. Das können zum Beispiel Fensterventile sein, die verdeckt in den Blendrahmen eingebaut werden.
  • Bei einem kombinierten Zu- und Abluftsystem ist ein Zentral-Lüftungsgerät mit zwei Ventilatoren das Herzstück der Anlage. Der Abluftventilator zieht die verbrauchte Luft aus Feuchträumen wie Bad und Küche ins Freie. Und der Zuluftventilator transportiert frische Luft in die Wohn- und Schlafräume. Damit das funktioniert, müssen Innentüren entweder mit Durchströmgittern versehen werden oder es muss einen Abstand zwischen Türunterkante und Boden geben.

Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

In der kalten Jahreszeit kann auch der kontrollierte Luftaustausch zu erheblichen Wärmeverlusten führen. Denn durch die Abluftanlage wird warme Luft nach außen transportiert, während kalte Luft nach innen gelangt. Das lässt sich vermeiden, wenn die Lüftungsanlage mit einer Wärmerückgewinnung ausgerüstet ist, die die angesaugte Frischluft vorwärmt.

Diese Aufgabe übernimmt ein integrierter Gegenstromwärmetauscher, der die Wärme der ausströmenden Luft aufnimmt und sie auf die kalte Luft, die von draußen einströmt, überführt. Dadurch können 75 bis 90 Prozent der Abluftwärme auf die Zuluft übertragen werden.

Wann ist eine zentrale Lüftungsanlage notwendig?

Da energieoptimierte Gebäude wie beispielsweise Passivhäuser möglichst luftdicht sein müssen, reicht der natürliche Luftwechsel nicht aus, um eine gute Raumluftqualität und den Abtransport der Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten. Eine zentrale Lüftungsanlage hilft, die Wärmeverluste über die Fensterlüftung zu minimieren und die Energiekosten weiter zu reduzieren.

Für Neubauten oder bei Modernisierungen mit so genannten lüftungstechnisch relevanten Änderungen (Fensteraustausch, Wärmedämmung etc.) muss nach DIN 1946-6 für jede Nutzungseinheit (Wohnung) ein Lüftungskonzept erstellt werden. Dabei prüft ein Fachmann, ob lüftungstechnische Maßnahmen notwendig sind, und wählt gegebenenfalls ein geeignetes Lüftungssystem aus.

Was bringt eine zentrale Lüftungsanlage?

In Häusern, in denen eine Anlage zur kontrollierten Wohnraumlüftung ihren Dienst verrichtet, lebt es sich gesünder. Die Schadstoffbelastung der Raumluft ist dort deutlich niedriger.

Das hat eine österreichische Studie zur Bewohnergesundheit und Raumluftqualität in energieeffizienten Neubauten bewiesen. Verglichen wurde die Schadstoffbelastung in Häusern mit kontrollierter Wohnraumlüftung und ohne.

Das Ergebnis hätte nicht klarer ausfallen können: Ob Kohlendioxid, Formaldehyd oder flüchtige organische Verbindungen, kurz VOC – in den Häusern mit automatischer Wohnraumlüftung war die Belastung signifikant niedriger.

Auch bei einem weiteren Aspekt der Gesundheit kann eine Lüftungsanlage hilfreich sein: Beim Schutz vor Lärm. An stark befahrenen Straßen, inmitten der Großstadt oder in einer Einflugschneise sorgt die Anlage für frische Luft, ohne dass durch geöffnete Fenster eine Lärmbelästigung entsteht.

Außerdem profitieren Allergiker sehr, wenn dank der kontrollierten Lüftung deutlich weniger Staub und Pollen in die Wohnräume gelangen.

Vorteile und Nachteile einer zentralen Lüftungsanlage

Das sind die Vorteile von Lüftungsanlagen allgemein. Aber wie sieht es mit den Vorteilen und Nachteilen im Gegensatz zu einer dezentralen Lüftungsanlage oder zu mobilen Luftreinigern aus?

Vorteile einer zentralen Lüftungsanlage

  • Kontinuierliche Zufuhr von Frischluft
  • In das Gesamtsystem des Hauses eingebunden
  • Eine intelligente Sensorik, die eine bedarfsgeführte Lüftung im Haus ermöglicht, ist verfügbar.
  • Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist förderfähig.
  • Effiziente Wärmerückgewinnung spart Heizkosten.

Nachteile der zentralen Lüftungsanlage

  • Es ist oft schwierig, die Räume unterschiedlich zu temperieren.
  • Die Filter müssen regelmäßig gewechselt werden, sonst können sich mit der Zeit Milben ansiedeln, die mit der frischen Luft in allen Räumen verteilt werden. Diese können Atemwegserkrankungen beziehungsweise Allergien auslösen. In unzureichend gewarteten Wärmetauschern treten außerdem gelegentlich Legionellen auf, die ebenfalls gesundheitliche Probleme verursachen können.
  • Hohe Investitionskosten
  • Höherer Platzbedarf als dezentrale Lüftungsanlagen

Was kostet eine zentrale Lüftungsanlage?

Je nach Bauvorhaben sind unterschiedliche Systeme sinnvoll: Reine Abluftanlagen kosten bei einem Neubau ca. 8.000 Euro. Empfehlenswert sind Anlagen mit Wärmerückgewinnung. Denn diese sind in das Heizungssystem eingebunden. Da sie der Abluft Energie entziehen, erhöhen sie die Effizienz und kosten circa 12.000 bis 15.000 Euro.

Aber Achtung: Im Altbau kann die Installation einer zentralen Lüftungsanlage mit zusätzlichen Kosten von mehreren tausend Euro verbunden sein, da die Luftkanäle nachträglich eingebaut werden müssen.

Dazu kommen noch die laufenden Kosten der Anlage. Die Stromkosten sind bei einer zentralen Lüftungsanlage bis zu acht Mal höher als beispielsweise bei einer dezentralen Lüftungsanlage. Und auch die Wartungskosten bewegen sich ungefähr auf dem Niveau einer normalen Heizungswartung.

Besonders für Anlagen mit Wärmerückgewinnung gilt, dass der Aufwand für Installation und Energie in einem sinnvollen Verhältnis zur zurückgewonnenen Wärme stehen sollte. Im Vorfeld empfiehlt sich deshalb immer eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durch den Fachmann.

Darauf sollten Sie bei zentralen Lüftungsanlagen achten

Seit dem 1. Januar 2016 gibt es für Wohnungsentlüftungsgeräte ein Energieeffizienzlabel, wie man es von vielen Haushaltsgeräten bereits kennt. Das Effizienzlabel bewertet, wie hoch die Energieeinsparung im Verhältnis zur eingesetzten Energie ist.

Geräte der Klasse G entsprechen dem klassischen Fensterlüften mit all seinen Wärmeverlusten. Die höchste Stufe A+ zeichnet Geräte aus, die mehr als 42 Kilowattstunden Primärenergie im Jahr pro Quadratmeter einsparen.

Achten Sie außerdem auf die maximale stündliche Luftfördermenge sowie die Lautstärke des Lüftungsgeräts im Aufstellraum.

Die Lüftungsanlage sollte mit sehr leisen Ventilatoren ausgestattet sein. Außerdem muss das System schallentkoppelt installiert werden, damit es keine Geräuschübertragung auf die umliegenden Räume gibt.

Zudem muss die Lüftung bei starker Rauchentwicklung durch Brände oder bei Schadstoffbelastung der Luft nach Umweltunfällen geschlossen werden können. Bei der Aufforderung “Alle Fenster und Türen sind geschlossen zu halten” müssen sich Lüftungsanlagen manuell oder über geeignete technische Möglichkeiten verschließen lassen.

Fördermittel für zentrale Lüftungsanlagen

Sie können für den Einbau einer Lüftungsanlage Fördermittel beantragen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Anhand unserer Aufstellung können Sie sich einen ersten Überblick verschaffen, welche Förderung am besten zu Ihrer Situation passt.

1. BAFA-Zuschuss (Einzelmaßnahme)

Seit 2021 fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sowohl die Erstinstallation als auch die Erneuerung einer Lüftungsanlage: Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)

  • förderfähiges Mindestinvestitionsvolumen: 2.000,00 €
  • Fördersatz 15% (mit iSFP-Bonus (5%) 20% möglich)
  • förderfähige Kosten max. 60.000,00 € pro Wohneinheit u. Kalenderjahr
  • gefördert werden: Einbau, Austausch oder Optimierung raumluft- und klimatechnischer Anlagen inklusive Wärme-/Kälterückgewinnung (technische Mindestanforderungen können Sie dem Bundesanzeiger entnehmen)
  • Die Förderung können Sie nur vor dem Einbau beantragen.
  • Es muss eine Kosten-Dokumentation von einem Energie-Effizienz-Experten (zertifizierter Energieberater der dena-Expertenliste) oder einem Fachunternehmen vorliegen.

2. Sanierung Effizienzhaus KFW

Im Zuge einer Sanierung zum Effizienzhaus über die KFW wird die Lüftungsanlage mitgefördert: KfW-Programm 261

3. progress.NRW

Auch das Land Nordrhein-Westfalen vertreten durch die Bezirksregierung Arnsberg fördert den Einbau von Lüftungsanlagen: Förderung von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung

4. Steuerbonus

Der Einbau einer Lüftungsanlage kann steuerlich wie folgt geltend gemacht werden: 20% verteilt über 3 Jahre (7%, 7%, 6 % / max. 14 TEUR, 14 TEUR, 12 TEUR)

5. Fördertöpfe durch Städte und Kommunen

Auch in Südwestfalen sind unsere Städte und Kommunen bestrebt, die Klimaziele zu erreichen und unterstützen Sie hier mit verschiedenen Fördermöglichkeiten. Wir haben für Sie eine Auflistung aktueller Fördermöglichkeiten in unserer Region erstellt:

Regionale Fördertöpfe

Verpassen Sie keine Fördermöglichkeit! Hier finden Sie alle wichtigen Links zu den uns bekannten regionalen Fördertöpfen für das Sieger-, Sauerland und den Märkischen Kreis.

Fazit: Lohnt sich eine zentrale Lüftungsanlage für mich?

Zentrale Lüftungsanlagen bieten zahlreiche Vorteile für ein gesundes Raumklima und eine niedrige Schadstoffbelastung in Wohnhäusern im Siegerland, Märkischen Kreis und Sauerland. Sie sorgen für eine kontinuierliche Zufuhr von Frischluft, filtern Pollen, Staub und Insekten heraus und können mit Wärmerückgewinnung die Heizkosten reduzieren. Besonders in energieoptimierten Gebäuden, die luftdicht gebaut sind, ist eine zentrale Lüftungsanlage notwendig, um eine gute Raumluftqualität zu gewährleisten.

Allerdings gibt es auch einige Nachteile zu bedenken. Es kann schwierig sein, die Räume unterschiedlich zu temperieren, und die Filter müssen regelmäßig gewechselt werden, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Zudem sind die Investitionskosten hoch und die laufenden Kosten für Strom und Wartung sollten berücksichtigt werden.

Bei der Entscheidung für eine zentrale Lüftungsanlage ist es wichtig, auf aktuelle technische Standards und Vorschriften zu achten. Eine sorgfältige Planung und Beratung durch Fachleute sind empfehlenswert, um die bestmögliche Lösung für Ihre individuellen Bedürfnisse zu finden.


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„„Insgesamt kann eine zentrale Lüftungsanlage eine sinnvolle Investition sein, insbesondere bei Neubauten oder umfassenden Sanierungen. Sie bietet einen effizienten Luftaustausch, verbessert die Raumluftqualität und trägt zur Energieeinsparung bei. Es ist jedoch wichtig, die spezifischen Anforderungen des Gebäudes zu berücksichtigen und die Kosten sowie die Fördermöglichkeiten genau abzuwägen. Eine individuelle Beratung und eine sorgfältige Kalkulation sind entscheidend, um zu beurteilen, ob sich eine zentrale Lüftungsanlage für Ihre konkrete Situation lohnt.“

– Wohnen in Südwestfalen-

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