Balkonkraftwerk

Balkonkraftwerk
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Balkonkraftwerk

Lohnt sich eine Solaranlage für den Balkon in Südwestfalen?

Modul aufstellen, Stecker rein, fertig. Balkonkraftwerke versprechen die eigene Stromgewinnung auf einfachste Art. Aber wie funktioniert eine solche Mini-Photovoltaik-Anlage? Und was muss man bei Installation und Betrieb beachten?

Über eine Mini-Photovoltaik-Anlage, auch als Balkonkraftwerk, Plug-and-Play-Solaranlage oder Mini-Solaranlage für den Balkon bekannt, können Sie Ihren eigenen Strom erzeugen und auch verbrauchen. Im Folgenden lesen Sie, wie das genau funktioniert, was es kostet und vor allem welche rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen es gibt.

„Mehr Wissen, mehr Wohnfühlen“ – der Immobilienpodcast von Wohnen in Südwestfalen. In dieser Folge sprechen wir mit Sandra Schroeren, Wohnfühlberaterin bei der Volksbank in Südwestfalen, sowie Markus Köhler, Geschäftsführer von WATT’s los, einem führenden Unternehmen im Bereich Balkonkraftwerke. Gemeinsam tauchen wir tief in die Welt der Balkonkraftwerke ein und diskutieren ihre Vorteile, Installation und Kosten. Erfahren Sie, wie Balkonkraftwerke nicht nur zur Energieeinsparung beitragen, sondern auch einen Schritt Richtung nachhaltiges Wohnen bedeuten.

Balkonkraftwerk 2024: So wird’s einfacher

Am 16.05.2024 ist das Solarpaket I in Kraft getreten. Es beinhaltet unter anderem auch Vereinfachungen und Verbesserungen für den Betrieb von Balkonkraftwerken. Folgende Änderungen sind nun gesetzlich geregelt:

  • Einfachere Anmeldung: Balkonkraftwerke mussten bisher sowohl beim Netzbetreiber angemeldet als auch bei der Bundesnetzagentur im Marktstammdatenregister eingetragen werden. Die Anmeldung beim Netzbetreiber ist zum Jahresbeginn 2024 entfallen. Es gibt nur noch die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur.
  • Leistungsfähigere PV-Anlagen erlaubt: Außerdem können Balkonsolaranlagen künftig leistungsfähiger sein. Für Geräte mit einer installierten Leistung von insgesamt bis zu 2 Kilowatt und einer Wechselrichterleistung von insgesamt bis zu 800 Voltampere gilt eine vereinfachte Anmeldung.
  • Stromeinspeisung über Steckdose möglich: Künftig sollen Balkon-PV mit einem herkömmlichen Schukostecker auskommen. Das erleichtert die Installation erheblich. Hierzu muss noch eine Norm mit den Verbänden erarbeitet werden.
  • Digitale Stromzähler nicht verpflichtend: Neue Balkon-PV sollen nicht dadurch verhindert werden, dass ein Zweirichtungszähler – also digitaler Stromzähler – eingebaut werden muss. Übergangsweise dürfen die Anlagen weiterhin die alten Ferraris-Zähler nutzen. Der bisherige Stromzähler läuft dann einfach rückwärts, wenn Strom eingespeist wird. So profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher davon, denn das senkt die Strommenge, die sie bezahlen.

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Die Idee ist so simpel wie bestechend: Kleine Solarmodule, die zum Beispiel am Balkon befestigt sind, produzieren Strom. Der Strom dieser Mini-Photovoltaik-Anlage wird dann über einen ganz normalen Stecker ins heimische Stromnetz eingespeist – und direkt verbraucht.

Technisch gesehen funktioniert ein Balkonkraftwerk tadellos. Deshalb beteiligen sich in den Niederlanden, Österreich und der Schweiz die Bürger schon seit Längerem an der dezentralen Stromversorgung. Das liegt vor allem an den dort geltenden, vereinfachten Regelungen für die Gewinnung und Einspeisung von Strom aus solchen Mini-PV-Anlagen.

Aus welchen Komponenten besteht ein Balkonkraftwerk?

Eine der wichtigsten Eigenschaften eines Balkonkraftwerks ist der simple Aufbau. Denn eine solche Anlage besteht nur aus dem Solarmodul, einem Wechselrichter (der die Gleichspannung aus dem Modul in eine Wechselspannung umwandelt) und dem Stecker. Dazu kommt maximal noch das Material zur Montage (zum Beispiel an Balkonen), es gibt aber auch Modelle, die Sie einfach aufstellen können.

Dabei kann ein Balkonkraftwerk auch aus mehreren Modulen bestehen. Allerdings dürfen diese eine Gesamtleistung von 800 Watt nicht überschreiten. Die Solarmodule, die an den Wechselrichter angeschlossen sind, dürfen bis zu 2.000 Watt Peakleistung erbringen. 

Wie funktioniert eine Mini-Solaranlage?

Ein Balkonkraftwerk funktioniert denkbar einfach. Das Solarmodul (oder auch mehrere, die untereinander verbunden werden) wandelt – wie bei fest verbauten Photovoltaikanlagen auch – die Sonnenenergie in Strom um. Dabei handelt es sich um Gleichstrom (DC). Ein Wechselrichter wandelt diesen in Wechselstrom (AC) um.

Dieser Strom ist jetzt sozusagen „gebrauchsfertig“. Anders gesagt: Sie stecken den verbundenen Netzstecker in eine Steckdose, dann wird der vom Solarmodul gewonnene Strom in das hauseigene Stromnetz eingespeist. Deshalb ist oft auch von „Plug-and-Play-Solaranlagen“ die Rede.

Dabei gilt: Haushaltsgeräte ziehen sich immer erst den Strom des Solar-Gerätes, dann erst den Netzstrom. Der Vorteil: Vor allem der Stand-by-Strom der hauseigenen Elektrogeräte wird so bedient. Das heißt, der über das Balkonkraftwerk gewonnene Strom wird direkt verbraucht, im Gegenzug reduziert sich der Verbrauch des Netzstroms.

Kann ich ein Balkonkraftwerk selbst installieren?

Einer der größten Vorteile eines Balkonkraftwerkes ist seine einfache Montage. In der Regel liefern die Hersteller zum Modul gleich das passende Montageset mit. So lässt sich das Modul entweder mit einem Klappgestell oder einer Aufständerung im Selbstbausatz aufstellen. Außerdem ist eine direkte Montage der Mini-PV-Anlage an das Balkongeländer meist möglich.

Der einzig knifflige Punkt ist die Verbindung vom Modul zur Steckdose. Hier muss eigentlich nur das Kabel mit dem Stecker mit der nächsten Steckdose verbunden werden. Wer eine Steckdose außen auf dem Balkon oder der Terrasse hat, fein. Ansonsten gilt es, das Kabel ins Innere von Haus oder Wohnung zu verlegen. Doch um das Kabel nicht im Fenster oder der Balkontür einzuklemmen, braucht es dafür ein Loch in der Rahmung.

Apropos Stecker: Für die Verbindung vom Modul zur nächsten Steckdose reicht ein handelsüblicher Schukostecker.

Solarmodule für den Balkon sind schon ab rund 300 Euro zu haben. Ob sie dann auch etwas taugen, ist eine andere Frage. In der Marktübersicht der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) listet der Verein rund 80 Modelle inklusive Hersteller, Preise und Leistungsdaten auf.

Balkonkraftwerk: Hersteller, Kosten, Ertrag

Solarmodule für den Balkon sind schon ab rund 300 Euro zu haben. Ob sie dann auch etwas taugen, ist eine andere Frage. In der Marktübersicht der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) listet der Verein rund 80 Modelle inklusive Hersteller, Preise und Leistungsdaten auf.

Wie viel Strom kann ein Balkonkraftwerk produzieren und wie viel Geld spart man damit?

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie lassen sich mit einem 600 Watt starken Balkonkraftwerk im Süden Deutschlands rund 650 Kilowattstunden im Jahr erzeugen. Das ist allerdings eine ziemlich optimistische Annahme.

Laut Holger Laudeley, Gründer von Laudeley Betriebstechnik und überzeugter Vertreter der dezentralen Stromversorgung, erzeugt eines seiner Module rund 250 bis 280 Kilowattstunden pro Jahr. Ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt verbraucht rund 3.000 Kilowattstunden im Jahr (Quelle: Stromvergleich.de).

Mit anderen Worten: Wer ein Balkonkraftwerk installiert, muss knapp zehn Prozent weniger Strom vom Netzbetreiber beziehen. Oder anders gesagt: Bei einem Strompreis von rund 28 Cent pro Kilowattstunde (Stand: Dezember 2023; Quelle: Verivox) sparen Sie im Jahr circa 78 Euro.

Wie sehe ich, wie viel Strom das Balkonkraftwerk produziert hat?

Sie würden gern sehen (und vielleicht auch protokollieren), wie viel Strom die Solaranlage für den Balkon in Ihr Stromnetz einspeist? Das funktioniert entweder über intelligente Steckdosen mit eingebauter Stromerfassung. Oder Sie entscheiden sich gleich für ein Balkonkraftwerk mit eingebauter WLAN-Verbindung, sodass Sie die Daten per App erfassen und speichern können.

Muss ich die Mini-PV-Anlage anmelden?

Mit der Verabschiedung des Solarpakets I wurde zum 01.01.2024 auch die Anmeldung eines Balkonkraftwerkes vereinfacht. Seitdem müssen Sie die Mini-PV-Anlage nur noch gebührenfrei im Markstammdatenregister eintragen. Dafür haben Sie nach Installation einen Monat Zeit.

Die Bundesnetzagentur fordert im Anschluss die Netzbetreiber zur Prüfung der Daten auf. Der Netzbetreiber hat dann vier Monate Zeit, die Messstellen mit einer modernen Messeinrichtung auszustatten – so eine solche Messvorrichtung noch nicht vorhanden ist. Das ist wichtig für alle, die noch einen alten Ferraris-Zähler (laufende Scheibe mit roter Markierung) haben. Bisher durften in diesem Fall Balkonkraftwerke nicht betrieben werden, weil der Zähler unter Umständen rückwärts läuft. Seit Jahresanfang 2024 ist das dann bis zum Austausch des Zählers erlaubt.

Welche Alternativen zum Balkonkraftwerk gibt es?

Mittlerweile beschränkt sich die Idee der mobilen Solarmodule nicht mehr allein nur auf die Nutzung auf dem Balkon oder Flachdächern. Peter Frerkes vertreibt über die Webseite Solarklapptisch eigens von ihm produzierte Tische für Garten und Camping. Das Besondere daran: Die Tischplatte selbst ist eines der Mini-PV-Module, wie sie auch bei den Balkonkraftwerken zum Einsatz kommt.

Wird die Kaffee- oder Grilltafel abgeräumt, speichert das Modul wie gewohnt die Sonnenenergie. Und auch hier lässt sich der gewonnene Strom über einen Stecker einspeisen und sofort nutzen. Die Tische gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und Größen, die Preise liegen zwischen 850 und rund 1.100 Euro.

Erfahrungen mit Balkonkraftwerken

Und wie lebt es sich denn nun so mit einem eigenen Balkonkraftwerk? Wie hoch ist die echte Ersparnis, was gibt es für Erfahrungen in Sachen Installation, Zuverlässigkeit und Haltbarkeit von Balkonkraftwerken?

In den einschlägigen Foren wie zum Beispiel im Photovoltaikforum ist dazu nicht allzu viel zu finden. Auf YouTube finden sich dagegen gleichermaßen Hobbybastler wie Elektro-Profis, die sich ausführlich zu diesen Themen äußern. Hier drei Erfahrungsberichte, die wir besonders hilfreich finden:

  • Frank Schmalowsky ist Energieberater für einen Elektro-Großhändler. In seinem Youtube-Video bietet er eine umfassende Analyse nach einem Jahr Dauerbetrieb mit Tipps zum Monitoring und Ersparnis-Berechnungen.
  • „Der Maler“ konzentriert sich normalerweise eher auf Themen rund ums Malen und Lackieren. In seinem Youtube-Video zieht er aber ein Fazit nach siebenmonatiger Nutzung eines Balkonkraftwerks und setzt sich auch mit kritischen Stimmen auseinander.
  • „Unterwegs im Auftrag der Energiewende“ heißt das Motto von Dennis Witthus. Auf seinem Youtube-Kanal befragt er den mehrfach erwähnten Holger Laudeley zu den größten Irrtümern über Balkonkraftwerke.

Fazit: Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?

Die Sonne schenkt uns kostenlos Energie. Balkonkraftwerke „ernten“ diese Energie. Vielleicht sind sie am ehesten mit einem kleinen Gemüsegarten zu vergleichen: Beides ist ein kleiner Schritt in Richtung Selbstversorgung, Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit.

Immerhin amortisiert sich der Kauf einer Mini-PV-Anlage für den Balkon über den Daumen so nach sechs bis acht Jahren. Darüber hinaus ist die kinderleichte Installation ein echter Pluspunkt. Dagegen stehen die Sicherheitsbedenken. Allerdings ist (bisher) noch kein Fall bekannt, in dem eine steckerfertige Solaranlage zu elektrischen Unfällen geführt hat.

Im Folgenden fassen wir noch einmal die Vorteile und Nachteile von Mini-PV-Anlagen zusammen:

Vorteile von Balkonkraftwerken

  • einfache Installation
  • überschaubare Investitionskosten
  • Strom wird sofort zur Verfügung gestellt
  • Mini-PV-Anlagen sind portabel, das heißt, bei einem Umzug könnt ihr sie einfach mitnehmen.
  • Sie eignen sich auch für Mieter, nicht nur für Eigentümer.

Nachteile von Balkon-Solaranlagen

  • Mini-PV-Anlagen amortisieren sich erst nach mehreren Jahren.
  • Die inhaltlich-technische Auslegung der zugrunde liegenden Norm ist noch nicht eindeutig geklärt.
  • Der Verbrauch des selbst produzierten Stroms kann nicht geregelt werden. Wird mehr Strom produziert, als man selbst gerade verbraucht, dann wird dieser ohne Vergütung ins öffentliche Netz eingespeist.

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