Risse in der Wand

Risse in der Wand
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Risse in der Wand: So sanieren Sie Putzriss und Setzriss

Risse in der Wand haben schon so manches Haus im Siegerland, Sauerland und Märkischen Kreis zum Einstürzen gebracht. Damit das nicht passiert, sollten Sie große Risse wie den gefährlichen Setzriss, aber auch kleinere Putzrisse in der Fassade zeitnah sanieren.

Wir nennen Merkmale und Ursachen für Putzriss und Setzriss, erklären, wie Sie einen Riss richtig beurteilen können und stellen verschiedene Möglichkeiten der Riss-Sanierung vor.

Woran erkennt man einen Putzriss?

Bei Putzrissen handelt es sich um Risse in der oberflächlichen Putzschicht, auch Putzschale genannt. Häufig findet man sie in Neubauten, wo das Material an der Wand noch arbeitet und der Putz womöglich noch nicht ganz trocken ist.

Man unterscheidet prinzipiell vier Arten von Putzrissen:

  • Sackrisse: Es handelt sich um zehn bis 20 Zentimeter lange, überwiegend horizontal durchhängend verlaufende Risse. Sie entstehen bereits, wenn der Mörtel noch elastisch ist.
  • Schrumpfrisse: Schrumpfrisse entstehen schon wenige Stunden nach dem Auftragen eines neuen Putzes. Sie sehen netzartig aus und können bis zu 0,5 Millimeter breit sein.
  • Schwindrisse: Diese Risse sind netz- oder y-förmig. Sie werden etwa acht Wochen nach Auftragen des Putzes sichtbar.
  • Fettrisse: Es handelt sich um feine Haarrisse an der Putzoberfläche mit einer Rissbreite bis zu 0,2 Millimeter. Sie treten nur an der Putzoberfläche auf.
  • Spannungsrisse: Sie entstehen durch unterschiedliche Spannungen im Mauerwerk und sollten nicht breiter als 0,2 Millimeter sein.

Sind die Risse größer als oben beschrieben, könnte es sich um gefährliche Risse in der Wand handeln, sogenannte Setzrisse, die Sie dringend sanieren (lassen) sollten. Woran Sie sie erkennen und welche Ursachen einem Setzriss zugrunde liegen können, erläutern wir später.

Wie entstehen Risse in der Wand oder im Putz?

Viele Ursachen für die drei oben genannten Putzrisse liegen in der Verarbeitung von oder im Putzmörtel selbst. 

Weitere Ursachen für Risse in der Wand im Überblick:

  • Hygrisch und thermisch bedingte Volumenänderungen des Putzgrundes (zum Beispiel durch durchfeuchtete Holzwolle-Leichtbauplatten).
  • Materialwechsel im Untergrund (zum Beispiel Ziegel und Beton mit unterschiedlichen Saug-, Quell- und Schwindverhalten sowie unterschiedlichen thermischen Eigenschaften).
  • Unebenheiten im Putzgrund (Putzdicke ändert sich, zum Beispiel bei nicht ausreichend vermörtelten breiten Fugen).
  • Unterschiedlich saugende Putzgründe sorgen für unterschiedliche Putzfestigkeiten.
  • Fehlende oder geringe Überlappung von Putzgeweben.
  • Das Mauerwerk war zu feucht, bevor es verputzt wurde. Der aufgetragene Putz erreicht dadurch nicht seine maximale Festigkeit. Die Trocknung setzt erst danach ein, das Material schwindet. Das erhärtete Gefüge ist dann nicht mehr ausreichend verformbar.

Feine Putzrisse oder Haarrisse an Innenwänden sind in der Regel unbedenklich und mehr als Schönheitsfehler zu betrachten. Solche Risse an der Außenfassade sollten Sie besser sofort schließen. Sind sie tief genug, kann Feuchtigkeit eindringen.

Wie Sie feine Haarrisse im Innenraum und Risse im Putz an der Außenfassade Ihres Hauses in Olsberg, Plettenberg oder Eiserfeld selbst sanieren können, zeigen wir Ihnen in einem späteren Abschnitt.

Woran erkennt man einen Setzriss?

Ein Setzriss ist gefährlicher. Solche Risse in der Wand sind deutlich länger und tiefer als oberflächliche Putzrisse und verlaufen meist schräg über die Hauswand. Setzrisse deuten auf einen handwerklichen Baufehler oder Baumangel hin, der dringend behoben werden sollte, da die Stabilität des Gebäudes gefährdet sein kann.

Setzrisse: Warum entstehen diese Risse in der Wand?

Ein Setzriss oder Setzungsriss entsteht dort, wo es im Baugrund zu ungleichmäßigen Setzungen kommt, daher auch der Name. Das passiert zum Beispiel, wenn …

  • Wasser unter der Wand nicht richtig abfließen kann.
  • es zu einer Änderung im Grundwasserspiegel kommt.
  • es zu Erschütterungen kommt, zum Beispiel bei Erdbeben oder Explosionen.
  • die Tragfähigkeit des Bodens nicht ausreicht.
  • der Boden durch zu große Krafteinwirkungen seitlich wegbricht.
  • der Untergrund aus bindigen Böden mit hohem Anteil an Ton, Lehm oder anderen Feinstoffen mit sehr inhomogener Struktur besteht.
  • bei der Baugrunderkundung Fehler unterlaufen sind und das Fundament dementsprechend falsch geplant und gebaut wurde.

Setzrisse können, wie bereits erwähnt, die Gebäudestabilität stark beeinträchtigen. Weiter unten zeigen wir Ihnen deshalb, wie ihr Setzrisse reparieren (lassen) können.

Ab wann sind Risse in der Wand gefährlich?

Damit Sie Risse in der Wand oder im Mauerwerk richtig einschätzen können, sammeln Sie möglichst viele Informationen. Bei größeren und tieferen Rissen empfehlen wir Ihnen, einen Bausachverständigen zurate zu ziehen. Er kann eine qualifizierte Analyse durchführen und genau einschätzen, ob es sich nur um einen harmlosen Riss im Putz oder um einen konstruktionsbedingten Riss handelt, der auf schwerwiegende Veränderungen im Bauteil hindeutet. 

Häufig treten Setzrisse im Neubau auf – sie entstehen innerhalb der ersten zwei bis fünf Jahre nach Bauabschluss und sollten unbedingt dokumentiert und begutachtet werden. Natürlich ist auch der Auftritt von Setzrissen in Altbauten möglich.

Folgende Punkte helfen, Risse in der Wand zu bewerten:

  • Verteilung und Verlauf der Risse
  • Rissbreite
  • Risstiefe
  • Rissversatz (verläuft er parallel oder senkrecht zur Bauteiloberfläche?)
  • Rissalter
  • Welche zukünftigen Bewegungen sind an den Rissflanken zu erwarten?

Zu Dokumentationszwecken sollte der Verlauf der Risse, falls vorhanden, in Bau- oder Ansichtsplänen der Hausfassade eingezeichnet werden. Alternativ kann auch eine übersichtliche Skizze hilfreich sein. Zusätzlich können Sie die Risse fotografieren. Das vereinfacht später die Analyse.

Haftung bei Setzrissen: Wer zahlt Risse in der Wand bei einer Eigentumswohnung in Südwestfalen?

Ein großer Setzriss an der Außenwand muss fachgerecht beseitigt werden, da er im schlimmsten Fall die Stabilität des Gebäudes beeinträchtigt. Doch wer bezahlt die Kosten der Sanierung, wenn sich der Riss an der Außen- oder Innenseite eurer Eigentumswohnung befindet?

Sie können durchatmen: Sie müssen die gefährlichen Risse in der Wand nicht im Alleingang reparieren oder gar die hohen Kosten der Sanierung alleine tragen. Alle tragenden Wände eines Gebäudes zählen zum Gemeinschaftseigentum. Auch wenn sich der Setzriss an der Innenseite einer tragenden Wand befindet, müssen Sie nicht alleine für die Reparaturkosten aufkommen.

Anders ist es bei nicht-tragenden Wänden innerhalb der Wohnung. Diese zählen zum Sondereigentum. Risse müssen Sie in diesem Fall auf eigene Kosten beseitigen. Zum Glück ist es nicht so aufwendig oder teuer, oberflächliche Risse im Putz selbst auszubessern. Mieten Sie die Wohnung, ist Ihr Vermieter für die Reparatur von Rissen im Putz verantwortlich, denn diese entstehen in der Regel nicht durch die Nutzung der Mietsache.

Welche Teile eines Mehrfamilienhauses zum Sondereigentum und welche zum Gemeinschaftseigentum gehören, regelt die Teilungserklärung.

Putzriss ausbessern: Wie kann man Risse in der Wand reparieren?

Generell sind vereinzelt auftretende kleine Risse in der Wand bei mineralischen Putzsystemen aus technischer Sicht unkritisch, da der Schaden nur oberflächlich vorliegt und Sie ihn relativ einfach selbst sanieren können.

Entdecken Sie Putzrisse an der Außenfassade, sollten Sie sie aber auf jeden Fall fachgerecht verschließen, da durch sie Feuchtigkeit eindringen kann. Zum Beispiel in ein darunter liegendes Wärmedämmverbundsystem, das durchfeuchtet werden kann.

Feine Haarrisse an Innenwänden: Was tun gegen Risse in der Wand?

Alles, was Sie brauchen, um kleinere Risse an Innenwänden zu verschließen:

  • Spachtel
  • Spachtelmasse
  • Schleifpapier
  • Wandfarbe

Bevor Sie das Material auftragen, entfernen Sie Staub, Schmutz und eventuell auch Putzreste. Tragen Sie dann die Spachtelmasse auf und ziehen Sie sie mit dem Spachtel glatt. Nach ausreichender Trockenzeit können Sie die Übergänge mit dem Schleifpapier glätten. Mit der passenden Wandfarbe können Sie die verschlossene Stelle abschließend anstreichen.

Wenn sich der Riss auf der Innenseite einer Außenwand befindet oder bei unterschiedlicher Untergrundbeschaffenheit, sollten Sie zusätzlich ein Armierungsgewebe in die Spachtelmasse einbetten. Gerade in Bereichen mit starken Temperaturschwankungen kann so ein Armierungsgewebe erneuten Rissen vorbeugen.

Putzrisse an der Außenfassade: Wie kann man diese Risse reparieren?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie kleine Putzrisse in der Außenwand reparieren können. Eine einfache Methode, wie Sie Putzrisse wieder unsichtbar machen, erläutert Farbexperte Alpina in drei Schritten:

  • Rissige Fassade reinigen: Bevor die Fassade bearbeitet wird, entfernt man Verschmutzungen oder Verfärbungen mit einem Hochdruckreiniger. Danach gut trocknen lassen, damit die Grundierung besser eindringen kann.
  • Fassade grundieren: Mit einem Fassadengrund kann man den Untergrund verfestigen und für ein gleichmäßiges Saugverhalten sorgen. Außerdem trocknet die Farbe so gleichmäßiger und haftet besser.
  • Fassade streichen: Risse ab einer Breite von 0,2 Millimeter sollten zunächst mit einem Rissfüller und anschließend in der gewünschten Fassadenfarbe gestrichen werden.

Bei etwas größeren und tieferen Putzrissen können Sie außerdem Fugenfüllprofile, Haftgrund und Acrylmasse zum Ausbessern und Abdichten verwenden.

Setzrisse ausbessern: Was tun gegen gefährliche Risse in der Wand?

Setzrisse und dynamische Risse sind weitaus schwieriger in Eigenregie zu sanieren als Putzrisse. Deshalb empfehlen wir Ihnen, diese Aufgabe lieber in Expertenhände zu geben, wenn Sie sich selbst nicht als Profiheimwerker bezeichnen würden.

Bausachverständige können dazu in der Regel auch ein passendes Sanierungskonzept für Sie erarbeiten.

Setzriss in der Außenwand richtig sanieren

Es gibt sehr viele Ursachen und deshalb auch sehr viele Möglichkeiten, wie man einen solchen dynamischen Setzriss in der Wand sanieren kann. Welche Maßnahme jedoch die richtige ist, kann erst nach erfolgreicher Riss-Analyse entschieden werden.

Eine häufig angewandte Methode zum Sanieren von Setzungsrissen möchten wir Ihnen dennoch kurz vorstellen:

  • Riss mit Hammer und Meißel freilegen, ausfegen und mit Haftgrund grundieren beziehungsweise nässen.
  • Riss füllen mit Reparaturspachtel, Gips oder Kunstharzbasis und trocknen lassen
  • Obere Schicht aus Zement oder Kalkzementmörtel auftragen.
  • Armierungs-Gewebe in das noch frische Material einbetten und mit einer weiteren Schicht Mörtel verschließen. Das Gewebe ist wichtig, damit die Putzschicht nicht wieder aufreißt, auch wenn der Riss noch “arbeitet”.
  • Oberfläche abschließend ein weiteres Mal glattziehen.

Falls Sie anschließend noch einen Oberputz auftragen wollen, sollten Sie den Mörtel nochmals vornässen oder mit Universalgrundierung behandeln.

Bei einem komplizierteren Riss in der Wand sollten Sie den Fachmann ranlassen. Denn dann müssen aufwendigere Verfahren eingesetzt werden. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Rissinjektion
  • Rissverpressung mit Zement (bei Trennrissen und oberflächennahen Rissen, die bereits zum Stillstand gekommen sind)
  • Bauwerksinjektionen
  • Rissvernadelung (Stahlarmierungen zur Verklammerung gerissener Bauwerksteile)
  • nachträgliche Anordnung von Dehnungsfugen
  • nachträgliche Anordnung von rissüberbrückenden Beschichtungssystemen
  • Hydrophobierungen

In manchen Fällen reicht es nicht aus, den Riss einfach zu kitten, zu verputzen oder von innen aufzufüllen. Manchmal muss auch der Baugrund gezielt verstärkt werden. Viele Baufirmen bieten eine solche Baugrundverstärkung oder Fundamentstabilisierung an.

Setzriss an der Innenwand sanieren

Auch hier raten wir Ihnen, lieber den Fachmann ans Werk zu lassen. Wer den großen Riss in der Wand doch selber sanieren möchte, sollte sich vorher genau über die Vorgehensweise informieren.

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