Campingwagen war gestern, denn heute darf das Haus immer mitgenommen werden, nicht nur für den Urlaub. Gemeint ist das Tiny House, übersetzbar mit „winziges Haus“. Und die Vorstellung hat durchaus ihren Reiz: Über das Jahr hinweg leben Sie in z.B. Neheim und wenn Sie einmal irgendwohin fahren wollen, nehmen Sie gleich Ihr ganzes Haus mit. Gut, so einfach ist es nun doch nicht. Worauf Sie deshalb achten müssen, wo Sie in Südwestfalen, im Hochsauerlandkreis und im Kreis Olpe überhaupt Ihr Tiny House aufstellen dürfen und wie viel Sie das kostet, verraten wir Ihnen hier.
Tiny House: Was ist das eigentlich?
Bei einem Tiny House handelt es sich um ein kleines, ja sogar winziges Haus. In Deutschland sind damit Häuschen gemeint, die auf Trailern, also einem fahrbaren Unterbau, aufgebaut und somit mobil sind. Und damit grenzt sich das Tiny House von einem Minihaus ab, da letzteres fest verbaut ist.
Ab wann ist ein Tiny House ein Tiny House?
Aber natürlich ist nicht alles ein Tiny House, das auf einem Trailer steht. Dazu müssen verschiedene Kriterien eingehalten werden. So gilt zunächst festzuhalten, dass ein solches winziges Haus maximal 50 Quadratmeter groß sein darf – allerdings nur, wenn es auf einem Campingplatz steht.
Ein Tiny House ist ein Hybrid aus Fahrzeug, Ladung und Haus. Dementsprechend viele (rechtliche) Aspekte müssen deshalb geklärt werden. So muss ein mobiles Tiny House für den Straßenverkehr zugelassen werden – sprich, die Straßenverkehrsordnung muss berücksichtigt werden. Diese wird auch vom TÜV abgenommen. Konkret heißt das, dass ein Tiny House maximal 2,55 Meter breit und maximal vier Meter hoch sein darf. In so einem Fall benötigen Sie auch keine Sonderzulassung, um damit auf den Straßen unterwegs zu sein.
In der Regel ist ein Tiny House auch maximal 5-6 Meter lang. Nur selten wiegt es dann auch mehr als die 3,5 Tonnen, die es wiegen darf, um der Straßenverkehrszulassungsordnung zu entsprechen. So kommt es, dass ein Tiny House in der Regel nicht mehr als knapp 15 Quadratmeter groß ist. Dies betrifft allerdings nur solche, die auch mobil genutzt werden, quasi wie ein Wohnmobil. Wenn Sie Ihr Tiny House für die Ewigkeit an einem festen Platz z.B. in Meinerzhagen, Netphen oder Winterberg aufstellen wollen, dann gibt es dafür keine klaren Vorgaben.
Auch wenn das Tiny House bewegt werden kann – eines müssen Sie unbedingt berücksichtigen: Sobald Sie vorhaben, dauerhaft an einem Ort in Ihrem Häuschen zu wohnen, wird aus dem Fahrzeug ein Gebäude. In so einem Fall benötigen Sie ein für das Wohnen zugelassenes Grundstück, auf dem Sie das Tiny House abstellen können. Das Grundstück muss außerdem erschlossen, also an das Straßen-, Wege- sowie Ver- und Entsorgungsnetz angeschlossen, sein.
Hier dürfen Sie Ihr Tiny House in Südwestfalen aufstellen
Wir sind also schon mitten drin in den rechtlichen Fragen. Von großem Interesse ist natürlich, wo Sie nun konkret Ihr Tiny House in Südwestfalen, Hochsauerland oder im Kreis Olpe aufstellen können, um darin wohnen zu dürfen.
Grundstück kaufen, pachten oder mieten?
Wir haben schon erwähnt, dass Sie ein erschlossenes, für das Wohnen zugelassenes Grundstück benötigen. Das heißt, dass Sie ein Baugrundstück bzw. einen Bauplatz benötigen – vorausgesetzt, Sie besitzen noch keines. In der unten stehenden Tabelle haben wir für Sie die Grundstückpreise in Südwestfalen zusammengetragen:
Grundstückpreis/Quadratmeter | Zum Verkauf stehende Fläche | |
Arnsberg | 150,– | 43.917 m² |
Bestwig | 117,– | 60.735 m² |
Brilon | 125,– | 13.736 m² |
Eslohe | 127,– | 5.184 m² |
Hallenberg | 67,– | 15.932 m² |
Marsberg | 117,– | 24.352 m² |
Medebach | 62,– | 7.400 m² |
Meschede | 143,– | 110.718 m² |
Olsberg | 121,– | 20.677 m² |
Schmallenberg | 92,– | 12.905 m² |
Sundern | 127,– | 99.175 m² |
Winterberg | 71,– | 62.938 m² |
Lennestadt | 114,– | 16.794 m² |
Kirchhundem | 123,– | 18.485 m² |
Attendorn | 101,– | 14.986 m² |
Finnentrop | 95,– | 15.970 m² |
Burbach | 86,– | 8.493 m² |
Kreuztal | 179,– | 12.502 m² |
Hilchenbach | 173,– | 37.845 m² |
Mudersbach | 112,– | 6.390 m² |
Netphen | 172,– | 24.005 m² |
Neunkirchen | 112,– | 7.765 m² |
Siegen | 167,– | 48.819 m² |
Wilnsdorf | 119,– | 16.896 m² |
Altena | 121,– | 113.528 m² |
Balve | 109,– | 28.093 m² |
Halver | 172,– | 19.718 m² |
Herscheid | 94,– | 5.598 m² |
Lüdenscheid | 95,– | 18.605 m² |
Meinerzhagen | 165,– | 79.679 ² |
Neuenrade | 86,– | 11.454 m² |
Plettenberg | 92,– | 18.883 m² |
Werdohl | 88,– | 34.067 m² |
Marienheide | 161,– | 69.685 m² |
Je nachdem, wo Sie also Ihr Haus niederlassen, müssen Sie mit unterschiedlichen Preisen rechnen. Besonders günstig sind Grundstücke im Hallenberg, Marsberg oder Medebach. Allerdings steht hier äußerst wenig bis gar keine Fläche zum Verkauf. Teurer ist es vor allem in Arnsberg, Kreuztal und Netphen.
Sie haben auch die Möglichkeit, ein Grundstück zu pachten oder zu mieten. In beiden Fällen zahlen Sie dem Grundstückseigentümer einen monatlichen Betrag, um darauf wohnen zu können. Der Unterschied ist jener, dass Sie bei der Pacht das Grundstück auch die sog. „Fruchtziehung“ erhalten. Das heißt, dass Sie z.B. auf dem Grundstück Früchte ernten können oder es auch für die Erzielung von Einnahmen nutzen dürfen. Bei der Miete dürfen Sie lediglich darauf wohnen. Dies betrifft in der Regel insbesondere Standplätze auf Campingplätzen.
Tiny House auf Grundstück bauen: Was gilt es zu beachten?
Wenn Sie ein erschlossenes Grundstück haben bzw. eines gekauft haben, dürfen Sie dort erst anfangen zu bauen bzw. Ihr Tiny House erst dann bewohnen, wenn Sie eine Genehmigung dafür bekommen. Diese können Sie im Kreishaus in Meschede beantragen.
Zunächst wird bei der planungsrechtlichen Prüfung geklärt, ob Ihr Grundstück überhaupt bebaut werden darf, Sie Ihr Tiny House dort also abstellen und bewohnen dürfen. Ist dies geklärt, müssen Sie einen Bauantrag einreichen. Dafür benötigen Sie einen Architekten oder einen Bau-Fachmann, etwa einen Bauingenieur, der den Bauantrag unterzeichnen muss. Den notwendigen Experten finden Sie auf Wohnen in Südwestfalen hier. Dem Bauantrag müssen Sie dann noch weitere Unterlagen beifügen, etwa eine Baubeschreibung sowie den Lageplan Ihres Tiny House. Den Antrag reichen Sie dann bei der Bauaufsichtsbehörde in der Gemeinde ein, in der sich Ihr Grundstück befindet.
Damit sind die bürokratischen Hausaufgaben allerdings noch nicht erledigt. Denn wenn Sie im Tiny House auch leben möchten, dann müssen Sie dafür Ihren Wohnsitz melden. Nun ist es so, dass nicht jede Immobilie ein Wohnsitz sein kann. Deshalb müssen Sie Ihr Haus in einem Wohngebiet oder einem Mischgebiet abstellen.
Ist das alles in trockenen Tüchern, dann können Sie Ihr Tiny House auch schon abstellen und Ihr 15 Quadratmeter-Wohnglück genießen.
Das kostet Ihr Traum vom „winzigen Haus“
Die gute Nachricht zuerst: Ein Tiny House ist günstiger als ein normales, größeres Haus. Dafür müssen Sie aber auf einiges verzichten. Was kostet nun so ein Häuschen und wo können Sie es kaufen?
Einen konkreten Preis zu nennen ist schwierig. Es macht einen Unterschied, ob Sie ein schlüsselfertiges Tiny House kaufen oder lediglich einen Fertigbausatz, den Sie dann selbst zusammenbauen. Oder ob Sie das Projekt von Anfang bis Ende selbst planen und fertigen. Auch hängt es davon ab, ob Sie ein vorgefertigtes oder ein individuelles Häuschen haben möchten.
Auch das Baumaterial spielt eine wichtige Rolle. Wenn Sie das Tiny House als Wohnsitz nutzen möchten, ist eine gute Dämmung und Isolierung wichtig, damit Sie es auch im Winter wohlig warm haben. Größe sowie Ausstattung des Hauses spielen des Weiteren eine entscheidende Rolle beim Preis.
Fertigbausätze für Ihr Tiny House können Sie bereits ab 5.000 Euro aufwärts bekommen. Ein schlüsselfertiges Tiny House kostet dann schon wesentlich mehr. Mit etwa 40.000 bis 50.000 Euro müssen Sie hier rechnen, auch wenn es nach oben hin kaum Grenzen gibt und Sie auch vereinzelt günstige Angebote finden.
Tiny House-Hersteller in Südwestfalen
Der einzige Hersteller von Tiny Houses im Kreis Olpe ist das Architekturbüro Kleeschulte aus Attendorn/Helden. Im Siegerland stellt die Firma MD Home aus Siegen Tiny Houses her. Ein Tiny House dieses Herstellers bekommen Sie ab etwa 40.000 Euro. Im Märkischen Kreis wiederum gibt es keine Tiny House-Hersteller.
Allerdings gibt es noch andere Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, die ein Tiny House für Sie herstellen können, etwa die Tiny House Manufaktur in Köln oder Holzdesign Hegselmann in Salzkotten.
So finanzieren Sie Ihr Traumhaus
Im Unterschied zu normalen Wohn-Immobilien, wird das Leben in einem Tiny House nicht gefördert. Denn etwa Förderungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), wie das Wohneigentumsprogramm oder das Baukindergeld, kommen nur für Immobilien in Frage, die fest im Boden verbaut sind.
Damit Sie sich Ihren Traum vom Tiny House also realisieren können, haben Sie verschiedene andere Möglichkeiten. Dazu zählt z.B. der ganz klassische Ratenkredit oder Mittel aus einem Bausparvertrag. Welche Finanzierung am besten zu Ihnen passt, finden Sie bei der genossenschaftlichen Beratung der Volksbank in Südwestfalen heraus. Denn hier steht nicht irgendein Produkt im Zentrum, sondern Sie bzw. Ihre Wünsche und Ideen.
Wohnen Sie noch oder leben Sie schon?
Das Leben in einem Tiny House hat viele Vorteile: es ist nachhaltig, Sie entledigen sich unnötigen Ballasts und wohnen zudem auch günstiger als in einer herkömmlichen Immobilie. Ob Sie nun darin Ihr Leben verbringen wollen oder es nur als Wochenend- oder Ferienhaus nutzen, bleibt natürlich Ihnen überlassen. Wenn Sie Ihre restlichen Lebenstage darin verbringen möchten, benötigen Sie immer ein passendes Grundstück dafür. Auch Behördengänge fallen dabei an. Aber so oder so, ein Tiny House wird Sie nicht nur kurzfristig glücklich machen, sondern ein Leben lang.
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