Bis 2032 sollen alle Haushalte in Südwestfalen intelligente Stromzähler bekommen. Die sogenannten Smart Meter erfassen nicht nur den Stromverbrauch, sondern übermitteln die Daten auch automatisch. Wie smart sind die neuen Stromzähler wirklich? Und was kosten Smart Meter? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Smart Meter sind intelligente Messgeräte für Wärme oder Strom, die den Verbrauch automatisch an die Netzbetreiber übermitteln. Auch als Nutzer können Sie Ihre Daten jederzeit auslesen, etwa bequem über eine Smartphone-App, und so Stromsparpotenziale ausmachen.
Die Bundesregierung fördert den Einbau intelligenter Zähler mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende. Für einige Verbraucher sind Smart Meter sogar verpflichtend.
Wir klären auf, was es mit den intelligenten Stromzählern auf sich hat, wer sie im Siegerland, Sauerland und im Märkischen Kreis einbauen muss, mit welchen Kosten man rechnen muss und was Smart Meter wirklich bringen.
Sparen ist immer smart: Hier sind 13 Tipps, wie Sie Ihren Stromverbrauch senken können.
Was macht der Smart Meter?
Smart Meter dürfen Sie nicht mit einem digitalen Stromzähler verwechseln. Ein digitaler Stromzähler, der bereits nach und nach analoge Messgeräte ersetzt, misst den Verbrauch und zeigt den Zählerstand an. Was das Messgerät dagegen nicht kann: mit der Außenwelt kommunizieren. Diese Funktion unterscheidet den intelligenten vom digitalen Stromzähler und wird durch ein smartes Zusatzmodul, den sogenannten Smart-Meter-Gateway, ermöglicht.
Die Grundfunktion ist gleich: Mit dem Zähler werden die Verbrauchsdaten von Strom, Gas, Wasser und Fernwärme erfasst. Am meisten verbreitet sind Smart Meter für Strom. Im Gegensatz zu den üblichen analogen Messgeräten (Ferraris-Zähler) und den neuen digitalen Geräten ermittelt ein Smart Meter in kurzen Intervallen den Verbrauch und zusätzlich die tatsächliche Nutzungsdauer – also, wann Sie welche Menge verbraucht haben.
Diese Daten können Sie als Verbraucher selbst einsehen, entweder über den intelligenten Stromzähler selbst, häufig aber auch über eine App. Außerdem werden die Verbräuche über die Kommunikationsschnittstelle, den Smart-Meter-Gateway, automatisch an den Netzbetreiber und Stromversorger übermittelt.
Analoger Zähler, digitaler Stromzähler oder intelligenter Zähler
Hier sehen Sie die drei Zählertypen und ihre Funktionen im Überblick:
Zählertyp | Funktionen | Zuständig für Einbau und Messung |
Analoger Zähler (Ferraris-Zähler) | Aktueller Zählerstand | Örtlicher Netzbetreiber |
Digitaler Zähler | Aktueller Zählerstand, Speicherung der Werte bis zu zwei Jahre (tages-, wochen-, monats- und jahresgetreu) | Messstellenbetreiber (in der Regel örtlicher Netzbetreiber) |
Intelligenter Zähler (Smart Meter) | Aktueller Zählerstand, Speicherung der Werte im Viertelstundentakt (Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresanzeige), Automatische Datenübermittlung | Messstellenbetreiber (in der Regel örtlicher Netzbetreiber) und Smart-Gateway-Administrator (Messstellenbetreiber oder wettbewerbliches Unternehmen) |
Wie funktioniert ein intelligenter Stromzähler?
Ein Smart Meter besteht aus zwei Komponenten: einem digitalen Stromzähler und dem sogenannten Smart-Meter-Gateway. Dieses Kommunikationsmodul ist die Schnittstelle zwischen dem Zähler, der heimischen Anlage zur Energieerzeugung und dem öffentlichen Netz.
Der Zähler misst den Stromverbrauch mindestens alle 15 Minuten und speichert die Daten für einen bestimmten Zeitraum. Mithilfe des Smart-Meter-Gateways werden die Verbrauchswerte dann automatisch an den Netzbetreiber und den Stromversorger übermittelt.
Der intelligente Zähler kann Signale aber nicht nur senden, sondern sie auch empfangen. So könnten in einem Smart Home zum Beispiel Geräte entsprechend der aktuellen Strompreise an- und ausgeschaltet werden. Voraussetzung dafür ist ein dynamischer Tarif.
Ist ein Smart Meter Pflicht?
Das Gesetz sieht vor: Bis 2032 sollen sämtliche analoge Zähler in deutschen Haushalten und somit auch bei uns in Südwestfalen schrittweise durch moderne oder intelligente Messgeräte ersetzt werden. Der Smart-Meter-Pflichteinbau soll bereits 2030 abgeschlossen sein.
Verpflichtend ist der Einbau intelligenter Stromzähler für:
- Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von über 6.000 Kilowattstunden.
- Verbraucher, die Strom erzeugende Anlagen wie eine Photovoltaikanlage mit einer Nennleistung von mehr als sieben Kilowatt installiert haben.
- Haushalte, die ein verringertes Netzentgelt für eine steuerbare Verbrauchseinrichtung nach §14a EnWG vereinbart haben, zum Beispiel bei einer Wärmepumpe, einer Wallbox oder Nachtspeicherheizung.
Alle anderen Haushalte bekommen in den nächsten Jahren zumindest eine moderne Messeinrichtung, also einen digitalen Stromzähler, der später zum Smart Meter aufgerüstet werden kann.
Ist ein Smart Meter sinnvoll?
Was bringen Smart Meter? Sollte man einen intelligenten Zähler freiwillig einbauen lassen? Diese Vorteile werden immer wieder genannt:
- Strom sparen: Der Smart Meter misst die Verbräuche alle 15 Minuten und hält die Daten fest. Diese Auswertung macht es sehr einfach, Stromfresser und damit Stromsparpotenziale im Haushalt ausmachen.
- Preisdeckelung: Um die Mehrkosten durch den Einbau und den Betrieb der Smart Meter auszugleichen, sieht der neue Gesetzentwurf eine Preisdeckelung vor. Maximal 20 Euro im Jahr an Messentgelten sollen für Verbraucher bis zu einem bestimmten Verbrauch anfallen.
- Variable Tarife: Ab 2025 sollen alle Netzbetreiber dazu verpflichtet sein, dynamische Tarife für Smart-Meter-Nutzer anzubieten. Ist der Strom zum Beispiel nachts billiger, wird genau dann das E-Auto aufgeladen.
- Kombinierbar mit Smart Home: Ein Smart Meter fügt sich perfekt in Ihr Smart Home ein, da es mit Ihren Geräten kommunizieren kann. Das intelligente Messgerät könnte Ihre Waschmaschine anschalten, wenn der Strom im variablen Tarif gerade sehr günstig ist. Lesen Sie hier Vor- und Nachteile eines smarten Zuhauses.
- Monatliche statt jährlicher Abrechnung: Durch die Übertragung der Daten könnte die jährliche Abrechnung entfallen und durch eine monatliche ersetzt werden. Das bewahrt so manchen vor hohen Nachzahlungen. Auch das Ablesen wird überflüssig, da die Daten aus der Ferne abrufbar sind.
Welche Nachteile hat ein Smart Meter?
Die intelligenten Messsysteme haben aber auch viele Kritiker. Sie sehen vor allem folgende Nachteile der Smart Meter:
- Datenerfassung: Der Anbieter erhält ausführliche Daten zum Nutzungsverhalten seiner Kunden. So lassen sich sehr feine Profile erstellen.
- Kosten/Nutzen: Die Kosten für Installation und Betrieb eines Smart Meters übersteigen in den meisten Fällen die Einsparungen.
- Flexible Tarife: Günstiger Nachtstrom, der über das smarte Messsystem bezogen wird, kommt nur für die allerwenigsten Anwendungsfälle in Frage.
Viele Kritiker sehen das größte Problem bei der Datensicherheit. Einige fürchten Hackerangriffe, während andere argumentieren, dass ihre Daten missbraucht werden könnten. So könnte beispielsweise das Verbrauchsprofil Aufschluss geben, wann Bewohner im Urlaub sind.
Laut Bundesregierung seien diese Risiken erkannt und gebannt. Die Smart Meter müssen hohe Sicherheitsstandards vom Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) einhalten, so dass Ihre Daten sicher sein sollten.
Mehr Hintergrundwissen gefällig? In diesem Ratgeber zeigen wir Ihnen alles über das intelligente Zuhause.
Was kostet ein Smart Meter?
Für den Einbau und Betrieb von Smart Metern sind gesetzlich sogenannte jährliche Preisobergrenzen vorgeschrieben, die der grundzuständige Messstellenbetreiber zwingend einhalten muss.
Wird ein analoger Zähler dabei nur durch eine moderne, digitale Zähler-Variante ersetzt, darf Ihnen das verbrauchsunabhängig mit maximal 20 Euro pro Jahr berechnet werden. Die meisten Haushalte zahlen aktuell zwischen 8 und 17 Euro jährlich. Die Abrechnung erfolgt automatisch über die Stromrechnung.
Für Smart Meter sieht das Gesetz ebenfalls Obergrenzen vor, allerdings abhängig vom Verbrauch oder der erzeugten Leistung:
Smart-Meter-Kosten nach Verbrauch
Gesetzliche Preisobergrenzen beim Pflichteinbau von Smart Metern, Quelle: Bundesnetzagentur | |
Verbraucher (Jahresverbrauch in Kilowattstunden) | Preisobergrenze pro Jahr |
< 6.000 kWh | 20 Euro |
6.000 bis 10.000 kWh | 20 Euro |
10.000 bis 20.000 kWh | 50 Euro |
20.000 bis 50.000 kWh | 90 Euro |
50.000 bis 100.000 kWh | 120 Euro |
> 100.000 kWh | angemessen |
steuerbare Verbrauchseinrichtung | 50 Euro |
Smart-Meter-Kosten nach Leistung
Gesetzliche Preisobergrenzen beim Pflichteinbau von Smart Metern, Quelle: Bundesnetzagentur | |
Erzeuger (Leistung in Kilowattstunden) | Preisobergrenze pro Jahr |
7 bis 15 kW | 20 Euro |
15 bis 30 kW | 50 Euro |
30 bis 100 kW | 120 Euro |
> 100 kW | angemessen |
Achtung: In alten Gebäuden können zudem hohe Einbaukosten entstehen, weil in vielen Fällen ein Umbau des Zählerschranks notwendig ist. Und der kann sehr teuer werden: Laut dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kann er bis zu mehreren tausend Euro kosten.
Wie läuft der Einbau intelligenter Stromzähler ab?
Haushalte, die einen intelligenten Stromzähler bekommen, erhalten drei Monate vor dem Einbau Post vom zuständigen Netzbetreiber. Darin kündigt dieser den Zählerwechsel an. Jetzt haben Sie noch die Möglichkeit, den Betreiber zu wechseln. Aber Achtung: Ein selbst gewählter Messstellenbetreiber muss sich unter Umständen nicht an die gesetzliche Preisobergrenze halten.
Mindestens zwei Wochen vor dem Einbau gibt es dann einen genauen Termin. In der Regel erhalten Sie zwei Terminvorschläge zur Auswahl.
Der Einbau in den deutschen Haushalten erfolgt in den kommenden Jahren schrittweise durch die Messstellenbetreiber. Gut zu wissen: Die Netzbetreiber sind in der Umsetzungspflicht. Sie als Verbraucher müssen also nicht selbst tätig werden, sollten sich aber rechtzeitig über die Tarife informieren und hierzu bestenfalls einen Vergleich anstellen.
Es lohnt sich, vorab einmal Ihren aktuellen Stromverbrauch unter die Lupe zu nehmen. Lesen Sie hier, mit welcher Formel Sie Ihre Stromkosten berechnen können.
Wer bekommt einen intelligenten Stromzähler?
Ab 2025 soll jeder Haushalt einen Smart Meter bekommen können. Für Haushalte mit einem Jahresverbrauch unter 6.000 Kilowattstunden ist der Einbau freiwillig. Alternativ erhalten Sie in den kommenden Jahren einen klassischen digitalen Stromzähler, denn bis 2032 soll es keine analogen Messgeräte mehr geben.
Verpflichtend ist der Einbau intelligenter Stromzähler für Haushalte ab einem Jahresstromverbrauch von 6.000 Kilowattstunden und Verbraucher, die eine Photovoltaik-Anlage mit mehr als sieben Kilowatt installierter Leistung betreiben. Auch Haushalte, die eine steuerbare Verbrauchseinrichtung haben, zum Beispiel Wärmepumpe, Wallbox oder Nachtspeicherheizung, und dafür ein verringertes Netzentgelt zahlen, müssen einen Smart Meter einbauen.
Wer baut Smart Meter ein?
Verantwortlich für den Einbau, die Wartung und den Betrieb der Smart Meter sind die Messstellenbetreiber. Per Gesetz ist ein örtliches Unternehmen für Sie grundzuständig. Das ist in der Regel Ihr Netzbetreiber (nicht der Stromversorger). Wer Ihr Messstellenbetreiber ist, können Sie Ihrer Stromrechnung entnehmen.
Kann man den Einbau eines neuen Stromzählers ablehnen?
Nein. Jeder Haushalt in Deutschland bekommt in den nächsten Jahren einen digitalen oder intelligenten Stromzähler – daran kommt niemand vorbei. So sieht es das Messstellenbetriebsgesetz vor.
Wie kann ich meinen Smart Meter auslesen?
Das Auslesen der Verbrauchsdaten ist mit einem Smart Meter mithilfe der entsprechenden Software möglich. Die liefert der Hersteller in der Regel direkt mit. Sie haben dann die Möglichkeit, Ihren Verbrauch per App täglich oder sogar im Minutentakt abzulesen.
Allerdings geht das nur dann, wenn Sie dazu autorisiert sind und Zugang zum Zählerschrank haben. Das obliegt üblicherweise dem Eigentümer. Als Mieter haben Sie es schon etwas schwerer, an Ihre Daten zu kommen.
Hilft mir ein Smart Meter beim Sparen von Energiekosten?
Wann habe ich wo wie viel verbraucht? Wo es jetzt nur eine Jahresabrechnung mit den Gesamtkosten gibt, können die modernen, smarten Geräte Verbräuche genau aufschlüsseln – und so Kostentreiber identifizieren.
Allerdings kommen auch die optimistischsten Studien nur auf ein Einsparpotential von maximal zehn Prozent. Bei dem oben erwähnten 4-Personen-Haushalt wären das also 500 Kilowattstunden. Nimmt man dafür einen durchschnittlichen Preis von 30 Cent pro Kilowattstunden, dann ergibt sich daraus eine Ersparnis von rund 150 Euro.
Wer aber sowieso schon sparsam mit dem Haushaltsstrom umgeht und auf Energieeffizienz achtet, der wird nur schwer auf diesen Wert kommen.
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