Wenn Stoßlüften nicht mehr reicht, um im Altbau effektiv die Luftfeuchtigkeit zu bekämpfen, oder Sie eine niedrigere Schadstoff-, Feinstaub- oder Pollenbelastung in Ihrer Raumluft wollen, dann kann eine dezentrale Lüftungsanlage nachgerüstet werden. Wir nennen Ihnen Vorteile und Kosten.
Zu hohe Luftfeuchtigkeit ist gerade im Alt- und Bestandsbau ein häufiges Problem. Wenn die Feuchte nicht aus den Wohnräumen abtransportiert wird, führt das im schlimmsten Fall zu Schimmel im Bad, Kondenswasser am Fenster des Kinderzimmers oder zu Stockflecken an der Tapete hinter dem Wohnzimmerschrank. Doch nicht nur zu hohe Luftfeuchtigkeit kann zu gesundheitlichen Schwierigkeiten führen, auch die Schadstoffbelastung in den Wohnräumen steigt bei längerer Verweildauer. Abhilfe kann eine dezentrale Lüftungsanlage schaffen.
Den meisten werden dezentrale Lüftungsanlagen bisher aus dem WC oder dem Bad bekannt sein. Dort verrichten die Lüfter schon seit vielen Jahrzehnten ihre Dienste. Sie sind in verschiedenen technischen Varianten erhältlich: Es gibt Lüfter, die auf einen festgelegten Grenzwert bei der Luftfeuchtigkeit reagieren, Lüfter die auf Licht reagieren, Lüfter die manuell bedienbar sind und viele mehr.
Aber: Die Geräte können mit sinnvoller Planung auch ein ganzes Haus im Märkischen Kreis, Sauer- oder Siegerland mit guter Luft versorgen. Denn es gibt sie mittlerweile auch für Wohnräume und sogar mit Wärmerückgewinnung.
Was bringt eine dezentrale Wohnungslüftung?
Zusammengefasst kann man sagen: In den Häusern oder Wohnungen in Südwestfalen, in denen eine dezentrale Lüftungsanlage verbaut ist, lebt es sich gesünder.
Das hat eine österreichische Studie zur Bewohnergesundheit und Raumluftqualität in energieeffizienten Neubauten bewiesen. Verglichen wurden die Schadstoffbelastungen in Häusern mit kontrollierter Wohnraumlüftung und ohne. Das Ergebnis: Ob Kohlendioxid, Formaldehyd oder flüchtige organische Verbindungen, kurz VOC – in Häusern mit Wohnraumlüftung war die Belastung sehr viel niedriger.
Außerdem minimieren dezentrale Lüftungsanlagen dank eingebauter Filter zusätzlich die Pollenbelastung in den Wohnräumen – gut für Allergiker!
Relativ neu ist die Erkenntnis, dass das Edelgas Radon eine Gefahr für die Gesundheit im Wohnraum ist. Die höchsten Radonkonzentration innerhalb eines Gebäudes tritt im Untergeschoss auf. Wie stark sich radonhaltige Bodenluft im Haus verteilt und anreichert, hängt auch von der Lüftung ab. Eine hohe Luftwechselrate durch natürliche oder mechanische Lüftung kann die Anreicherung von Radon im Gebäude reduzieren.
Dezentrale Wohnungslüftung für Alt- und Bestandsbauten
Die dezentralen Zu- und Abluftanlagen benötigen wenig Platz und werden direkt in die Außenwand montiert. Dazu ist lediglich eine Kernbohrung notwendig. In diese wird das Lüftungsgerät eingesetzt und muss dann noch elektrisch verdrahtet werden. Zudem kommt das Bedienelement des Lüftungsgeräts an die Wand.
An der Außenwand wird das Lüftungsgerät mit einer Außenblende versehen. Für den Wohnraum sind die Luftdurchlässe optisch ansprechend in verschiedenen Designvarianten verfügbar.
Aber auch für Neubauten bieten dezentrale Lüftungsgeräte eine flexible Möglichkeit, um den gesamten Wohnbereich zu belüften. Je nach Bedarf können sie auch nur in einzelnen Räumen installiert werden, die ein hohes Maß an Luftfeuchtigkeit aufweisen, wie zum Beispiel Küchen und innenliegende Bäder oder WCs.
Damit das optische Erscheinungsbild nicht zu sehr beeinträchtigt wird, sollten Sie bei der Installation auf geschickt verbaute Schächte und kurze Rohrleitungen achten.
Prinzip und Wirkungsweise von dezentralen Lüftungsanlagen entsprechen denen zentraler Systeme: Abluftventilatoren in den Außenwänden transportieren verbrauchte Luft ins Freie. Durch den entstehenden Unterdruck wird frische Luft durch die entsprechenden Außenluft-Durchlasselemente eingesogen. So wird für einen automatischen und bedarfsgerechten Luftaustausch gesorgt.
Dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Eine interessante und effiziente Variante ist die bereits angesprochene dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. In der Regel ist die dezentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung komfortabler, da die zugeführte Luft bereits temperiert ist. Denn: Ein Teil der Wärme der abgeführten Luft wärmt die frisch zugeführte Außenluft bereits auf, bevor sie in den Raum gelangt. So ist diese Anlage energieeffizienter, weil geringere Temperaturunterschiede auszugleichen sind und dadurch weniger Heizbedarf besteht.
Vorteile und Nachteile von dezentralen Lüftungsanlagen
Aber was sind nun genau die Vorteile einer dezentralen Lüftungsanlage? Was kann sie besser als eine zentrale Wohnraumlüftung oder als ein mobiler Luftreiniger?
Die Vorteile dezentraler Geräte:
- Sie sind sowohl im Altbau bei Sanierung als auch im Neubau einsetzbar.
- Sie können sie nachträglich relativ einfach integrieren.
- Sie sind flexibel planbar, verschiedene Lösungen für unterschiedliche Raumnutzungen sind möglich.
- Der Montageaufwand ist gering.
- Die Lüfter können einfach selbst gereinigt werden.
- Sie sind eine relativ günstige Möglichkeit der automatischen Wohnraumlüftung.
- Der Stromverbrauch ist geringer als bei zentralen Lüftungsanlagen.
Nachteile von dezentralen Lüftungsanlagen:
- Sie sind teils schwierig aufeinander abzustimmen, ein Fachmann sollte entsprechend
der DIN 1946-6 ausrechnen, wie viele Lüftungsgeräte pro Raum oder Wohnung verbaut werden müssen. - Dezentrale Lüftungsgeräte sind teilweise optisch schlecht zu integrieren, vor allem in Wohnräumen.
- Sie können relativ laut sein.
- Die Wärmerückgewinnung ist bei der dezentralen Lüftungsanlage etwas geringer als bei einer zentralen Lüftungsanlage.
- Die Einbaumöglichkeiten sind begrenzt, da man immer von einer Außenwand abhängig ist.
- Die dezentrale Lüftung ist an der Außenfassade zu sehen.
- Über die dezentrale Lüftungsanlage kann Schall von außen in die Wohnung dringen.
Kosten für eine dezentrale Lüftungsanlage
Dezentrale Lüftungsanlagen sind in der Anschaffung kostengünstiger als die fest verbauten zentralen Lüftungsanlagen. Etwa 400 Euro bis zu 1.000 Euro pro Gerät müssen Sie dennoch investieren. Dabei muss man zwischen Geräten mit Zu- oder Abluftbetrieb, kombinierten Zu- und Abluftanlagen und Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung unterscheiden.
Geräte mit Wärmerückgewinnung sind zwar teurer, können aber bei häufiger Nutzung den höheren Anschaffungspreis mit einer größeren Energieersparnis wieder ausgleichen oder sogar auf lange Sicht günstiger sein. Für sie müssen Sie etwa 600 Euro bis zu 2.000 Euro investieren.
Bei einem Einfamilienhaus mit etwa 120 Quadratmetern Wohnfläche liegt der Preis für eine dezentrale Lüftungsanlage zwischen 5.000 und 8.000 Euro – je nach Größe und Ausstattung. Wenn Sie die Anlage mit Zubehör wie Schallschutz, CO2-Sensor oder Feuchtigkeitssensor ausstatten, wird es etwas teurer.
Dazu kommen eventuell Kosten für die Lüftungsplanung. Diese liegen bei Wohnungen zwischen 160 und 260 Euro, bei einem Haus kostet die Lüftungsplanung abhängig von der Größe zwischen 300 und 500 Euro. Es gibt aber Hersteller, die einen kostenlosen Vorschlag für das Lüftungskonzept und die Planung mitliefern.
Den Einbau der Geräte müssen Sie natürlich auch bezahlen. Hier können Sie mit Lohnkosten für eineinhalb bis zweieinhalb Stunden pro Gerät kalkulieren. Für die in der Sanierung notwendigen Kernlochbohrungen sollten Sie jeweils 70 bis 170 Euro einkalkulieren. Hinzu kommen die Kosten für den Stromanschluss durch den Elektriker.
Dagegen fällt der Stromverbrauch der Geräte mit wenigen Euro pro Jahr nicht stark ins Gewicht. Ein Beispiel: Im Schnitt nehmen Lüfter mit 100 Millimetern Durchmesser zwischen acht und 15 Watt Leistung pro Stunde auf. Das bedeutet, bei einem durchschnittlichen Betrieb von acht Stunden täglich wären das dann im Jahr 2.920 Stunden. Mal acht Watt macht bei einem Kilowattstunden-Preis von 30 Cent Stromkosten in Höhe von rund 7,04 Euro pro Jahr. Bei einem Modell mit einem Verbrauch von 15 Watt lägen die jährlichen Stromkosten bei 13,20 Euro.
Haben Sie beispielsweise einen Bad-, einen Küchen und zwei Wohnraumlüfter verbaut, so kosten Sie diese dann jährlich etwa zwischen 28 Euro und 53 Euro an Strom.
Auch die jährlichen Wartungskosten sind überschaubar: Für Filterwechsel müssen Sie mit Kosten in Höhe von 40 bis 90 Euro rechnen.
Hersteller von dezentralen Lüftungsanlagen
Es gibt verschiedene Hersteller auf dem Markt, die dezentrale Wohnraumlüfter bauen und anbieten. Die Vielfalt ist groß, da die Lüfter auf verschiedene Einbausituationen abgestimmt sind.
So kann beispielsweise das Lüftungsgerät LWE 40 von Stiebel Eltron mit einem Teleskopgehäuse Wandstärken bis zu 800 Millimeter überbrücken.
Der Viessmann Vitodent 100-D lässt sich per Smartphone-App steuern und beim dezentralen Wohnraumlüftungsgerät recoVAIR VAR 60 von Vaillant wechselt automatisch die Strömungsrichtung und befördert dabei entweder verbrauchte Luft nach außen oder frische Luft nach innen.
Darauf sollten Sie bei dezentralen Lüftungsanlagen achten
Seit dem 1. Januar 2016 gibt es für Wohnungsentlüftungsgeräte ein Energieeffizienzlabel, wie man es von vielen Haushaltsgeräten bereits kennt. Das Effizienzlabel bewertet, wie hoch die Energieeinsparung im Verhältnis zur eingesetzten Energie ist.
Geräte der Klasse G entsprechen dem klassischen Fensterlüften mit all seinen Wärmeverlusten. Die höchste Stufe A+ zeichnet Geräte aus, die gegenüber der Fensterlüftung mehr als 42 Kilowattstunden Primärenergie im Jahr pro Quadratmeter einsparen. Angezeigt
werden außerdem die maximale stündliche Luftfördermenge sowie die Lautstärke des Lüftungsgeräts im Aufstellraum.
Die Lüftungsanlage sollte mit sehr leisen Ventilatoren ausgestattet sein. Außerdem muss das System schallentkoppelt installiert werden, damit eine Geräuschübertragung auf die umliegenden Räume verhindert wird.
Zudem muss die Lüftung bei starker Rauchentwicklung durch Brände oder bei Schadstoffbelastung der Luft nach Umweltunfällen geschlossen werden können. Bei der Aufforderung “Alle Fenster und Türen sind geschlossen zu halten” müssen sich Lüftungsanlagen manuell oder über geeignete technische Möglichkeiten verschließen lassen.
Fördermittel für dezentrale Lüftungsanlagen
Einbau, Austausch oder Optimierung einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmeübertrager werden im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) als Einzelmaßnahme gefördert. Voraussetzung ist, dass die Anlage bestimmte Mindestanforderungen erfüllt. Zuständig für die Abwicklung ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).
Die Förderung wird ausschließlich in Form von Zuschüssen gewährt. Förderfähig sind neben den Kosten für Anschaffung und Montage auch die für die Steuerungs- und Regeltechnik sowie für Umfeldmaßnahmen. Sie müssen mindestens 2.000 Euro investieren. Die förderfähigen Kosten sind auf 60.000 Euro pro Wohneinheit und Kalenderjahr gedeckelt.
Der Basis-Fördersatz beträgt aktuell 15 Prozent (Stand: Januar 2023). Er erhöht sich
um 5 Prozentpunkte, wenn der Einbau der dezentralen Lüftungsanlage in einem individuellen Sanierungsfahrplan empfohlen wurde (iSFP-Bonus). Dann bekommen Sie also 20 Prozent.
Aber Achtung: Um die BAFA-Förderung für Lüftungsanlagen zu erhalten, müssen Sie einige Bedingungen erfüllen:
- Die Förderung kann nur vor dem Einbau beantragt werden.
- Für die Antragstellung müssen Sie einen dafür zugelassenen Energieeffizienz-Experten einbinden.
- Außerdem müssen bestimmte technische Voraussetzungen erfüllt sein. So muss die Lüftungsanlage mit einer Wärmerückgewinnungs-Funktion ausgestattet und damit besonders energieeffizient arbeiten. Auch für den Wärmebereitstellungsgrad macht die Förderrichtlinie Vorgaben.
- Sie müssen mit einer Fachunternehmererklärung und einer Herstellerbescheinigung nachweisen, dass die Lüftungsanlage die technischen Mindestanforderungen erfüllt.
Übrigens: Wenn Sie Ihr Haus umfassend zum Effizienzhaus sanieren, dabei eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung einbauen und einen zinsgünstigen Kredit der KfW mit Tilgungszuschuss aus dem Programm Bundesförderung effiziente Gebäude-Wohngebäude (BEG WG) nutzen wollen, können Sie die Kosten für die Lüftungstechnik dabei anrechnen.
Fazit: Lohnt sich eine dezentrale Lüftungsanlage für mich?
Wenn Sie im Altbau wohnen und eine effektive Wohnraumlüftung nachrüsten möchten, ist die dezentrale Lüftungsanlage die erste Wahl. Im Vergleich zur zentralen Lüftungsanlage ist sie einfacher und flexibler einzubauen, in der Anschaffung kostengünstiger und im Betrieb dennoch recht effizient.
Gerade bei Geräten mit Wärmerückgewinnung, die förderfähig sind, lohnt sich ein genauer Blick. Und im Vergleich zum mobilen Luftreiniger haben die Geräte einen großen Vorteil: Sie tauschen die Raumluft komplett aus!
In größeren Gebäuden kann ein zentrales Lüftungssystem effizienter sein, da es die Möglichkeit bietet, die Luft zentral zu behandeln und Wärmerückgewinnungssysteme einzusetzen. Zudem können dezentrale Lüftungsanlagen höhere Installations- und Wartungskosten haben, da jedes Gerät separat gewartet werden muss.
Unsere Empfehlung für Sie
“Nehmen Sie eine fachkundige Beratung durch einen Experten für Lüftungssysteme in Anspruch, um die beste Lösung für Ihre spezifische Situation zu ermitteln.”
-Wohnen in Südwestfalen-
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