PV-Kritik
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Photovoltaik Kritik: Stimmt es, dass Photovoltaik sich nicht lohnt?

Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Eigenheim in Südwestfalen senkt Ihren CO2-Fußabdruck und trägt so zu einem klimaneutralen Leben bei. Viele sind allerdings der Meinung: Photovoltaik lohnt sich nicht, wenn man das Ganze wirtschaftlich betrachtet. Wahr oder ein Mythos? Wir haben die Antwort.

Fast jeder, der sich mit dem Thema Photovoltaik (PV) beschäftigt, ist schon einmal auf die Aussage gestoßen: Photovoltaik lohnt sich nicht in Deutschland. Es ist das vermutlich weit verbreiteste Argument gegen die Installation einer PV-Anlage und schreckt viele ab. Aber stimmt das überhaupt?

Die Antwort lautet: Nein. Schon allein im Sinne der Nachhaltigkeit lohnt sich die Installation einer Photovoltaik-Anlage immer, denn die Sonne kann uns mit nahezu unerschöpflicher Energie versorgen, ohne dabei dem Klima zu schaden. Jede mit einer Photovoltaik-Anlage produzierte Kilowattstunde Strom schont also die Umwelt.

Vielen Hauseigentümern im Siegerland, Sauerland und Märkischen Kreis geht es jedoch nicht nur um die Umwelt, sondern auch um ihr Portemonnaie. Aber auch wirtschaftlich gesehen ist die Aussage falsch, dass sich Photovoltaik nicht lohnt. Allerdings müssen einige Bedingungen erfüllt sein, damit sich Photovoltaik für Hauseigentümer auch finanziell lohnt. Welche, das erklären wir Ihnen hier.

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Davon hängt es ab, ob sich eine Photovoltaik-Anlage lohnt

Ob sich eine Photovoltaik-Anlage wirtschaftlich lohnt, hängt vor allem von folgenden Bedingungen ab:

Generell gilt: Je größer die Anlage, desto niedriger ist der Preis, den Sie pro Kilowatt-Peak (kWp) Leistung bezahlen müssen.

Große Anlagen amortisieren sich aber nicht automatisch schneller als Kleine. Es kommt hier (wie oben aufgelistet) auf ein sehr komplexes Zusammenspiel von Investitionskosten, Ertrag, Eigenverbrauch und Einspeisung an. 

Stromertrag ist sehr unterschiedlich

Der Stromertrag einer PV-Anlage wird durch diverse Faktoren bestimmt. Einige davon können Sie nicht beeinflussen: 

Es gibt jedoch auch zahlreiche Faktoren, die Sie steuern können. Dazu gehören:

  • Ausrichtung
  • Neigungswinkel 
  • Verschattung
  • Modulleistung und Wirkungsgrad der Anlage

Durch geschickte Planung können Sie Ihre Stromertrag also deutlich erhöhen. 

Über den Daumen gepeilt können Sie davon ausgehen, dass pro 1 Kilowatt-Peak (kWp) jährlich 1.000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Wenn Sie es genauer wissen wollen, können Sie für Ihren individuellen Standort und Ihre geplante Anlage den Ertrag online berechnen.

Eigenverbrauch ist steuerbar

Wie viel Sie von Ihrem selbst produzierten Strom im eigenen Haus nutzen können, hängt davon ab, wann und wie viel Strom Sie für die Anwendungen im Haus verbrauchen. Wenn Sie viel Strom zu den Zeiten verbrauchen, zu denen die Anlage ihn liefert, fällt Ihr Eigenverbrauch zwangsläufig höher aus als wenn Sie insgesamt nur wenig und außerdem vor allem bei Dunkelheit Strom verbrauchen. 

Ein E-Auto, das Sie tagsüber laden, und Haushaltsgeräte, die Sie zeitlich steuern können, wirken sich also günstig auf den Eigenverbrauch aus. Die elektrisch betriebene Pumpe der Heizung hingegen werden Sie nie vollständig mit der PV-Anlage versorgen können.  

Einen Teil des zeitlichen Versatzes zwischen Stromerzeugung und -nutzung können Sie durch einen Batteriespeicher überbrücken und damit den Eigenverbrauch erhöhen. Ohne Speicher lassen sich meist nicht mehr als 30 Prozent des erzeugten Stroms selbst nutzen, so die Einschätzung der Verbraucherzentrale.

Tipp: Bei der Ermittlung Ihres Eigenverbrauchanteils mit und ohne Batteriespeicher hilft der Solarrechner der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Einspeisevergütung und Solarstromkosten

Die Einspeisevergütung ist im “Erneuerbare-Energien-Gesetz” (EEG) geregelt. Sie hängt vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme ab und gilt dann für 20 Jahre. Mit der Neufassung des EEG im Juli 2022 wurden die Vergütungssätze erhöht. Außerdem gibt es seither zwei Tarife – einen für Volleinspeiser und einen für Teileinspeiser. 

Anlagen, die auch zur Eigenversorgung genutzt werden und nicht mehr als 10 kWp produzieren, bekommen 8,2 Cent pro kWh. Handelt es sich um eine größere Anlage (bis 40 kWp), liegt die Vergütung bei 7,1 Cent pro kWh. 

Noch höher ist die Einspeisevergütung für Eigentümer, die die gesamte Stromproduktion ins Netz leiten und keinen Eigenverbrauch haben. Für diese Solaranlagen erhält der Betreiber bis 10 kWp 13,0 Cent pro kWh und bis 40 kWp 10,9 Cent. 

Mit einem Rechner der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie können Sie die Stromgestehungskosten für Ihre PV-Anlage ermitteln. Sie werden feststellen: Die Einspeisevergütung liegt darunter. Aber: Anders als die Stromkosten aus dem öffentlichen Netz werden sich Ihre Stromherstellungskosten auf jeden Fall nicht erhöhen. 

Außerdem müssen Sie in die Rechnung auch einbeziehen, wie viel Geld Sie sparen, weil Sie weniger Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen müssen. Je stärker die Strompreise steigen, desto größer ist eure Ersparnis durch die Solaranlage. Und zuletzt sind die Strompreise sehr stark gestiegen. Inzwischen zahlen Sie rund 48 Cent pro Kilowattstunde (Stand: Februar 2023, Quelle: Strompreisanalyse des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.).

Wann lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage und wann nicht?

Die Bundesregierung hat in den vergangenen Monaten einiges dafür getan, PV-Anlagen auf privaten Dächern auch wirtschaftlich attraktiver zu machen. Die Neugestaltung der Einspeisevergütung ist dabei nur ein Baustein. 

Auch in puncto Steuer gab es wesentliche Verbesserungen: Rückwirkend zum 1. Januar 2022 sind die Erträge aus kleinen PV-Anlagen (bis 30 kWp) nicht mehr einkommensteuerpflichtig. Und seit 1. Januar 2023 gilt für private PV-Anlagen ein Umsatzsteuersatz von 0 Prozent. Sie sparen also 19 Prozent Mehrwertsteuer. 

Anlagen, die seit Beginn des Jahres 2023 in Betrieb genommen werden, müssen sich nicht mehr an die Vorgabe halten, dass nur 70 Prozent der Nennleistung einer PV-Anlage ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden dürfen. Somit können nun auch kleinere Anlagen als Volleinspeisungsanlagen betrieben werden, die von den für sie geltenden höheren Einspeisevergütungen profitieren. 

Auch Eigenversorgungsanlagen können laut Stiftung Warentest eine Rendite von drei bis vier Prozent abwerfen. Diese ist je höher, desto größer die Anlage ist und je mehr Strom man selbst verbraucht. Wer ein geeignetes Dach hat (und genug Geld für die höhere Anfangsinvestition), für den lohnt sich daher eine größere Anlage. Mehr Infos zur richtigen Größe einer PV-Anlage hier.

Den Anteil des selbst verbrauchten Stroms mit einem Batteriespeicher zu erhöhen, lohnt sich indes nur selten. Das funktioniert nur, wenn Sie weniger als 800 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität bezahlen und der Speicher 20 Jahre lang funktioniert. Halten die Speicher, wie garantiert, nur zehn Jahre, rechnen sie sich nicht. Ein Batteriespeicher kann sich aber lohnen, wenn Sie dafür Zuschüsse bekommen. Einige Kommunen und Bundesländer bieten solche Zuschüsse an.

Bis eine PV-Anlage ihre Kosten wieder eingespielt hat, dauert es nach den Berechnungen von Finanztip zwischen zwölf und 18 Jahre. Man geht von einer Lebensdauer von mindestens 20 Jahren aus. Viele Anlagen werden aber länger halten und noch länger Überschüsse erwirtschaften.

Wichtig ist, dass Sie auf den Preis pro Kilowatt Anlagenleistung achten. Ist dieser zu hoch, kann sich die Photovoltaik-Anlage nicht lohnen. Das ist meist der Fall, wenn Sie mehr als 1.800 Euro pro kWp zahlen.

Gut zu wissen: Ab dem 1. Januar 2024 soll für neue Nichtwohngebäude in Nordrhein-Westfalen eine Solaranlagenpflicht gelten, welche dann ein Jahr später auch für neue Wohngebäude gelten wird.

Wenn Sie sich eine Photovoltaik-Anlage anschaffen wollen, sollten Sie sich unbedingt im Vorfeld über mögliche Kredite informieren.

Quellen: Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, Video Finanztip, Stiftung Warentest, Verbraucherzentrale, Strompreisanalyse des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.

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